steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

04 Trekov-Tvǻǻker

Wetter:Bewölkt, etwas windig, mittags etwas Sonne
Tageskilometer: 130
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 326
Tages-Fahrzeit: 6:45 h
Gesamte Fahrzeit: 17:41 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,4km/h
Tageshöhenmeter: 570
Gesamt Höhenmeter: 1811
Durschnittliche Pulsfrequenz: 129

Nachts hat es geregnet, aber pünktlich zum Aufstehen hört’s auf. Die erste Nacht im Zelt war ganz ok, wenn das Innenzelt zu ist, ist’s sogar recht gemütlich, allerdings auch recht warm. Da es kein Frühstück auf dem Campingplatz gibt, jedenfalls nicht um halb sieben, gibt’s den üblichen Energieriegel.

Zelt abbauen und verpacken, Thermomatratze einrollen und Schlafsack verstauen dauert doch einen Moment, so dass es erst um 7:00 Uhr losgeht.

Es ist der dritte Tag, vielleicht eine gute Gelegenheit eher locker nur so 60, 70 km zu fahren um für den Anfang nichts zu überstürzen. Die Knie machen sich etwas bemerkbar, aber nix schlimmes und da es gleich mit einer 8km langen Steigung losgeht werden die Beine recht schnell warm.

Als Belohnung gibt es dann eine sehr schöne Abfahrt Richtung Bǻstad.

Nachdem ich mich erst nochmal ein paar Kilometer verfahren habe, findet sich plötzlich der Ginstleden Fahrradweg. Wunderbar, der führt nämlich die gesamte Küste entlang, d.h. kein Navigieren mehr, sondern einfach an den Abzweigungen die Schilder nicht verpassen…

Die Streckenführung ist abwechslungsreich, es geht auf Schotter durch kleine Waldstücke, über wenig befahrene Straßen (ok praktisch alle Straßen in Schweden sind wenig befahren), auch mal entlang der Autobahn über eine Autobahnraststätte oder an der See entlang.

Allerdings ist die Strecke über den Ginstleden deutlich länger als der kürzeste Weg über normale Straßen, man muss fast ein Drittel dazu rechnen. So kommt es auch, dass ich dann statt 60, 70km tatsächlich 130 km gefahren bin.

Nach ca. 20km ein kurzer Abstecher an den Mellbystrand, der längste und beliebteste Strand an der Westküste Schwedens. Meine Schuhe mögen den Sand nicht, und das linke Klickpedal klickt nur noch rein und nicht mehr raus.

Einzige größere Stadt auf dem Weg heute ist Halmstad, in den Außenbezirken nicht so sehenswert, hat es doch rund um den Marktplatz, auf dem es heute Blumen und indianische Musiker gibt einige schöne Sträßchen mit Einkaufsmöglichkeiten und Cafes zum draußen sitzen, sowie die St. Nikolai Kirche. Alles sehr nett. Es scheint auch gerade das erste mal für heute so richtig die Sonne, so dass ich draußen meinen Cafe au lait genießen kann und mich etwas erholen kann.

Die St. Nikolai Kirche ist nicht so beeindruckend wie der Dom in Lund, hat aber ganz interessante bunte Fenster, die mit ihren farbigen Motiven gerade bei Sonne die Kirche in ein atmosphärisches Licht tauchen.

Wie mir ein junger Schwede mit dem ich ins Gespräch komme erklärt, ist das sehr alte Taufbecken der Stolz der Kirche. Wir unterhalten uns etwas und zum Abschluss nachdem ich ihm von meinen Reiseplänen berichtet habe, bittet er mich noch noch für die Gesundheit meiner Knie beten zu dürfen. Interessant, das Linke hat’s auf jeden Fall nötig…

Überhaupt sind die Schweden ausgesprochen nett. Man kommt oft in kleine Gespräche, was auch nicht zuletzt daran liegt, dass ich wohl mit meinem Radfahrer Outfit die Neugier wecke.

Von Halmstad geht es weiter nach Falkenberg. Direkt am Radweg liegt ein Fahrradladen mit Aufpumpstation. Nachdem ich schon zweimal den Luftdruck etwas erhöht habe um das Fahrverhalten vielleicht doch etwas zu verbessern, gebe ich jetzt noch mal richtig Luft drauf. Das widerspricht komplett dem Ballonreifenprinzip der Luftfederung über die Reifen und man merkt da s deutlich. Das Fahrverhalten ist hinterher schon etwas besser, aber selbst einhändiges Fahren führt häufig zum Schwingen und sowas ist gerade beim Trinken sehr nervig.

Apropos Trinken. Es ist unglaublich wie durstig Fahrradfahren machen kann. So 4 bis 6 Liter waren es bis jetzt jeden Tag…

Durch ein Industriegebiet geht’s raus aus Falkenberg in Richtung Varberg. Da ich schon 100km drauf habe schaue ich so langsam nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Die Campingplätze sind hier nicht ganz so schön, nachdem ich zwei ausgelassen habe, kommt keiner mehr und so frage ich das erste mal in einem Vandrahem (Prinzip Jugendherge). Der Mann an der Rezeption ist sehr nett, allerdings ist das Zimmer das er anzubieten hat mit 500 SK recht teuer, und außer mir ist keiner da. Es ist noch Vorsaison und nach eigenen Angaben macht er momentan nichts außer mit Freunden telefonieren. Na gut also noch ein Stück weiter. Jetzt habe ich erste Fantasien von einer warmen Dusche und richtig was zu essen.

Schließlich das rettende Schild “Camping 1km”. Dort angekommen nehme ich mir diesmal eine kleine Hütte für 325 SK. Das Restaurant hat wie erwartet zu, Vorsaison das hab ich schon in Trekov gelernt. Aber der Supermarkt hat noch ’ne halbe Stunde auf, also gerade noch rechtzeitig angekommen!

Jetzt noch die herrlich warme Dusche. Die Duschen sehr sauber, alles ganz niedlich, ich will das Wasser aufdrehen und dann der Schock! Dusch 1 Krona… Na herzlichen Dank. Eine Krone finde ich noch in den Klamotten, ich bin ja Schnellduscher, das reicht. Die erste Minute geht für das Einstellen der Wassertemperatur drauf, es scheint sich um eine digitale Konstruktion mit 0 und 1 zu handeln. Entweder ist das Wasser kochend heiß oder Eiskalt. Nachdem ich mich gerade schön eingeseift habe schaltet das verflixte Ding ab. Ich hab kein Kleingeld mehr. Das gibt’s doch nicht, dass waren höchsten 1,5 Minuten!

Wahrscheinlich aus rein sadistischen Motiven läuft ein wenig Wasser auch ohne Geldeinwurf, allerdings nur mit einer Temperatur nahe dem Gefrierpunkt. Von meiner Fantasie mit der warmen Duschen ist also nicht viel übrig geblieben. Ich rede mir einfach ein, dass das eh viel besser für die stark belastete Muskulatur ist, und hoffe, dass die Schweden meine deutschen Flüche nicht verstehen….

Als ich zum Strand komme ist das Meer schon weg. Ebbe! Die ist hier am Kattegat recht deutlich. Anyway, nachdem alle Schrauben am Fahrrad nochmal festgezogen sind und die Fahrradschuhe wieder hergerichtet, geht’s recht früh ins Bett.

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