steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

54/55 Ålesund

Wetter: bewölkt, nachmittags Regen
Leider ist die Erkältung recht hartnäckig und so muss ich zwei Nächte verlängern. Da ich aber keine Lust habe den ganzen Tag im Bett zu liegen, mache ich eine Rundfahrt, die ziemlich genau die Strecke abdeckt, die ich in den nächsten Tagen mit dem Rad gefahren wäre.
Zunächst geht es mit dem Bus nach Magerholm und von dort durch den Hjørund Fjord mit dem Fährschiff nach Leknes. Der Hjørundfjorden ist zwar tourischtisch noch nicht so überlaufen wie etwa Geiranger, aber ein ausgesprochen schöner und “wilder” Fjord.

Von Leknes geht es wieder mit dem Bus nach Hellesylt. Die Strecke ist fantastisch. Ich genieße es im Bus durch diese traumhafte Landschaft zu schweben, wünsche mir aber trotz der langen Steigung manchmal, mit dem Fahrrad unterwegs zu sein. Es geht mir fast zu schnell.
Wir fahren bis Hellesylt, wo wir in der Peer Gynt Gallerie den Lunch zu uns nehmen. Nach dem der Tourguide kurz den Inhalt von Ibsens Schauspiel zusammengefasst hat, werfen wir noch einen Blick auf die Szenen die der Künstler … in 13jähriger Arbeit in Holz geschnitzt hat. Wirklich beeindruckend.
Von Hellesylt aus fahren wir mit einem Katamaran durch den berühmten Geirangerfjord nach Geiranger. Der Fjord trägt seinen Ruhm sicherliche zu Recht, das Wasser ist auch bei dem etwas grieseligen Wetter grün wie kein Zweiter, beeindruckend fallen die Felswände steil ins Wasser, Sturzbäche und Wasserfälle stürzen in den Fjord, fantastisch.
Sich “plötzlich” in touristisch so erschlossenem Gebiet zu bewegen fühlt sich recht seltsam an. Während der Stunde Aufenthalt in Geiranger laufe ich ziemlich iritiert durch die Souveniershops, die vor allem bevölkert sind von Italienern und Deutschen die mit zwei großen Kreuzfahrtschiffen hier angkommen sind. Ich kann auch nicht verhindern, dass ich fast sowas wie Verachtung für die Leute spüre, die sich mit dem Bus auf den Aussichtsberg hochkarren lassen um sich dann mit den Leihfahrrädern wieder runterrollen zu lassen.
Das ist natürlich Quatsch, denn das kann ja tierisch spaß machen. Wie auch immer, von Geiranger geht es mit dem Bus weiter nach Eidsdal, wo es mit einer kleinen Fähre weiter nach Linge geht. Dazu müssen wir zunächst die Adlerstraße hochfahren, in steilen Serpentinen windet sich die Straße den Berg hoch.
Was für eine Tortur das mit dem Fahrrad wäre, aber so sitze ich bequem im Bus und genieße die sensationelle Aussicht. An einer der höchsten Stellen ist ein Aussichtspunkt eingerichtet, aber leider sind da heute schon die Wolken, so dass man nichts sieht.
Die Strecke bis Eidsdal ist sehr sehr schön, und auch hier würde ich am liebsten aussteigen und mit dem Fahrrad weiterfahren, obwohl es regnet….
Nachdem wir mit der Fähre nach Linge übergesetzt haben, fahren wir zunächst an Obstplantagen und Erdbeerfeldern vorbei immer weiter die 63 Richtung Nordost.
Dieser Teil der Strecke ist sicherlich einer der schönsten Strecken Norwegens.
Das Wasser hat dieses Tal geprägt, und am eindrucksvollsten kann man das am “Gudbrandsjuvet beobachten, wo das Wasser eine tiefe Kluft in den Stein getrieben hat. Fantastisch!
Doch der Höhepunkt liegt noch vor uns, denn nachdem wir die ganze Zeit, zum Teil recht steil, bergauf gefahren sind, geht vom höchsten Punkt der Trollstigen in elf Serpentinen steil bergab.
Dies ist sicherlich einer der Höhepunkte der ganzen Reise überhaupt! Es ist schwer zu beschreiben, denn der Trollstigen (die Trollleiter) ist kein normaler Gebirgspass. Wenn man den höchsten Punkt von der anderen Seite erreicht hat, befindet man sich am Ende eines langen schmalen Tales. In einem engen Halbkeis fallen die mächtigen Bergwände mit dunklem fast grauschwarzen Gestein steil einige hunder Meter ab.
Und in diesem Talende windet sich die Straße mit Steigungen, bzw. Gefälle von 10 bis 12 Prozent in engen Serpentinen, teils über einen Wasserfall, hinab (bzw. hinauf). Durch das düstere Wetter wirkt alles noch viel finsterer und bedrohlicher. Und die Busfahrt über den Trollstigen ist ein sensationelles Erlebnis, weil man aus der erhöhten Sitzposition direkt hunderte von Metern ins Tal blickt. Fantastisch!
In jeder Serpentine wechsle ich auf die andere Seite des Busses (wir sind zu fünft im 50 Mann Bus…). Am liebsten hätte ich, dass wir gerade wieder hinauf und nochmal hinunter fahren.
Ob ich hier Lust hätte mit dem Fahrrad hochzufahren weiß ich nicht so recht. Das Gefühl oben anzukommen wäre bestimmt super, aber 18 Kilometer im ersten Gang gegen die Steigung und das Wetter bei relativ viel Verkehr zu kämpfen hat auch was von Selbstkasteiung. Ist letztlich auch nur Theorie, denn ich sitze im Bus und besser kann man den Trollstigen nicht erleben.
Wir fahren die 63 weiter, bis sie auf E136 trifft, um dann einen kurzen Abstecher nach Süden zu machen, denn dort gibt es nach ein paar Kilometern noch die mächtige Trollwand zu bestaunen. eine der höchsten Felswände überhaupt. 1000 Meter senkrecht hoch!
Dann geht es wieder zurück nach Norden bis Åndalsnes. Mit dem Katamaran geht es weiter nach Molde, wo ich auch mit der Hurtigruta schon mal kurz anglegt hatte, und von dort weiter nach Ålesund, wo die Rundfahrt zu Ende ist.
Im Hotel angekommen lege ich mich sofort ins Bett, um die Erkältung wegzuschlafen, was aber irgendwie nicht funktionieren will.
55 Mittwoch 25.07.2007
Außer dem Gang zur Apotheke und zum Mittagessen, ist nur Schonung angesagt…

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