steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

61 Stalheim

Wetter: bewölkt, leichter Nieselregen

Das Frühstücksbuffet ist klasse, und mein Tagesplan heißt sitzen und gucken. Ich gebe zu, dass ich mit dem Gedanken spiele, den Schlussanstieg von gestern heute nochmal zu probieren.

Ich merke, dass die Reise jetzt einfach zu Ende ist, auch wenn ich noch etwas Zeit hätte um noch das eine oder andere in Südnorwegen zu besichtigen. Aber das wird Teil einer weiteren (deutlich kürzeren) Reise. Die wird auf jeden Fall nicht mit dem Fahrrad stattfinden!

Morgen geht es mit Bus und Bahn nach Bergen. Das war sowieso so geplant, denn ich möchte natürlich auch die Flømbahn fahren. Und dann ist Schluss. Fähre oder Flugzeug, dann eine Woche Erholung zu Hause, Fahrradpflege und Erkältung auskurieren, Volkornbrot und Pfefferminztee…

Das mit dem Schieben nagt an mir, wenn’s auch nur wenig war, Schieben ist Schieben. Als auch noch die Sonne kurz zwischen den Wolken hindurchschaut, siegt der Ehrgeiz über die Vernunft. Ich ziehe meine kurze Radhose an, mache eine Trinkflasche halb voll und gehe zu meinem Fahrrad. Da ich den Tunnel nicht fahren darf, dort “heavy traffic” ist “not allowed, no way”, fahre ich nicht die “flache” Seite herunter, sondern die Serpentinen. Dort kommen mir Menschenmassen entgegen und ich frage mich schon wie ich durch die hindurch fahren soll.

Das Schild zeigt 18% über 1,6 Kilometer, und dort herunterzufahren ist fast genauso anstrengend wie hochfahren (laut Fahrradcomputer schwankt es zwischen 15% und 20%. Ich zähle die Serpentinen um es mir beim Hochfahren einteilen zu können, es müssten so um die knapp 15 sein (Es sind 13, wie ich jetzt weiß). Ich nehme mir vor erst 4 am Stück, dann einmal drei, wenn’s geht zweimal, und dann immer zwei.

Allerdings komme ich nur 6 Serpentinen weit hinunter, und dann bietet sich dieses Bild:

Manchmal ist das Schicksal schlauer wie man selbst. Der Weg ist nicht nur für Fahrradfahrer zu steil, sondern auch für die Busse. Einen hat es hier erwischt, und der ganze Weg steht voll mit den Bussen dahinter. Hier kann ich weder hoch noch runter fahren.

Aber seltsamerweise muss ich das gar nicht mehr. Die Tatsache, dass sogar der Bus hier nicht hochgekommen ist, gibt mir irgendwie das Gefühl, dass es in Ordnung war hier ein Stück zu schieben. Diese Straße ist einfach die Grenze von dem was geht. Der Trollstigen ist dagegen eine holländische Flachetappe.

Ich gehe die sechs Serpentinen wieder hinauf und hole die Kamera um das fotografisch zu dokumentieren. (Es tut mir leid für den Busfahrer (und den Busunternehmer, der den Stress und die Kosten hat…), aber selten hat das Pech eines anderen so zu meinem Wohlbefinden beigetragen).
Nachdem ich die Bilder gemacht habe schiebe ich noch eine Serpentine hinauf, und da sich die Völkerwanderung, bestehend aus den Businsassen der am Hang stehenden Busse, etwas gelichtet hat, steige ich auf’s Fahrrad und fahre die restlichen Serpentinen im 3. Gang hoch. Die Italiene,r die sich zu Fuß den Berg hochschleppen zeigen mir den Vogel oder feuern mich an.
Warum ich so grinsen muss beim Fahren verstehen die natürlich nicht, aber ich merke einfach, dass der Berg ohne Gepäck “lässig” drin ist. Nachdem ich in den 2.Gang zurück muss, schalte ich hoch und sprinte das letzte Stück im stehen, hier sind es nur noch so zwischen 12 und 15 Prozent.

So kommt endlich wieder die Zufriedenheit zurück, die mir gestern verloren gegangen ist, und ich muss mich nicht auf einer 5000 Kilometer Tour wegen 1,5 Kilometern grämen. Diese Straße ist die Grenze, aber ohne Gepäck und einigermaßen frisch kann ich man sie fahren, auch wenn es eine Tortur ist. Auch für die Busse ist die Straße grenzwertig, normalerweise kommen sie hoch, aber wenn der Fahrer einen Fehler macht dann eben nicht.

Wie auch immer, jetzt ist Schluss mit Fahrradfahren.

Der Gedanke übrigens, dass man hier oben abgeschieden von der Welt sei (ich musste anfangs an den “Zauberberg” von Thomas Mann denken, fehlt nur noch der Doc, der einen krankschreibt) erweist sich schnell als Irrtum.
Auch wenn durch die Blockade in den Serpentinen heute nicht so viele Busse kommen, so kommen doch Schubweise immer wieder Horden von Menschen in die Panoramalounge und den Aussichtspunkt davor. Auf dem Parkplatz vor dem Hotel werden die Busse durch einen Anweiser geparkt.

Manchmal sitzt man aber auch praktisch allein in der Lounge, mit der fantastischen Aussicht auf das Tal.

Theoretisch gibt es hier sogar WLAN für mein Laptop aber das funktioniert momentan nicht, ist nicht das erste mal auf der Reise und hier oben fast schon angenehm. Genauso wie die Tatsache, dass es hier keine Fernseher auf dem Zimmer gibt, dafür aber sehr große Fenster…

Blick aus dem Zimmer:

Blick vom Aussichtspunkt vor dem Hotel:

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1 Kommentar

  1. Sanne 31. Juli 2007

    Lieber Guido,
    es tut mir leid, ich weiss nicht was ich sagen soll…. sind es wirklich 13 Serpentinen!?!?! Wie kann ich das je wieder gut machen?:-)

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