steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

65 Rückreise nach Deutschland

Wetter: sonnig
Tageskilometer: 48
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5149
Tages-Fahrzeit :2:14 h
Gesamte Fahrzeit: 254:16 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,5km/h
Tageshöhenmeter: 405
Gesamt Höhenmeter: 50452
Maximalpuls: 173
Durschnittliche Pulsfrequenz: 143

Nach einem frühen Frühstück, geht es um halb acht von der Fähre. Mit der S-Bahn geht es zunächst nach Hjørring. Dort stellt sich aber heraus, dass es keinen Zug gibt. Auf der Fähre hatte ich einen Radler aus Dortmund getroffen und wir beschließen zunächst bis Aalborg mit dem Fahrrad zu fahren und es dort nochmal zu probieren.

Die Strecke ist erstaunlich flach, auch wenn man das natürlich vorher weiß, ist es nach der Achterbahn auf den flachen Stücken Norwegens doch erstaunlich. Allerdings gibt es durchaus ordentlichen Gegenwind und so ist das doch ein angemessener Abschluss für diese Tour…
Zwischendurch beschließe ich, doch mit dem Fahrrad die 450 Kilometer bis zur deutschen Grenze zu fahren. Zug fahren mit dem Fahrrad macht sowieso keinen Spaß und mit zwei großen oder drei vernünftigen Etappen ist die Strecke zu bewältigen. Dann kann ich sogar noch was von Dänemark anschauen.

Ich mache mich mit etwas schnellerem Tempo davon. Aber irgendwie macht es nicht so richtig Spaß. Außerdem ist der Puls so um die 15 Schläge zu hoch. Ob da noch die Erkältung drin steckt, oder ob ich zu wenig geschlafen habe weiß ich nicht. Vielleicht bin ich auch einfach schon auf Heimreise eingestellt.

So kommt es, dass ich den Radler aus Dortmund am Bahnhof in Aalborg wieder treffe. Dort buche ich ein Ticket bis Hamburg, was sich als recht aufwendig erweist, weshalb ich auch den Rest erst in Hamburg buchen will.
Schließlich bekomme ich mein Ticket und fahre zunächst mit dem Zug nach Fredericia, wo ich in den Zug nach Hamburg umsteige.

Nachdem ich meinen Platz schon eingenommen habe kommt der dänische Schaffner und sagt, dass in diesem Zug eigentlich keine Fahrräder mitgenommen werden. Ich zeige ihm mein Ticket, er telefoniert, es dauert, irgenwann kommt er wieder zurück und sagt, dass das die bei der Buchung wohl einen Fehler gemacht haben.

Da aber genug Platz ist, und es eigentlich kein Problem ist, könne ich mitfahren, nur müsste der Schaffner am Grenzübergang, wenn der Zug dem deutschen Personal übergeben wird das neu entscheiden. Na sowas. Da habe ich ein gültiges Ticket, habe es auch bezahlt und dann so ein Stress. Naja, er nimmt mich ja mit also alles in Ordnung.

An der deutschen Grenze spricht der dänische Schaffner kurz mit dem deutschen, der meint aber nur in diesem Zug gebe es keine Fahrradmitnahme ich solle aussteigen.
Ich zeige ihm mein gültiges Ticket, erkläre ihm, dass der Regionalzug von Padborg keine Alternative für mich sei, da ich dann meinen Anschlusszug verpassen würde und wohl die Nacht auf dem Bahnhof in Hamburg zubringen müsste, und dass ich den Zug deshalb nicht verlassen würde.

Außerdem gibt es sicherlich keinen technischen Hintergrund, denn schließlich bin ich bereits über eine Stunde mit diesem Zug auf der dänischen Seite gefahren.
Dann kommt ein anderer Herr, der sich nicht vorstellt, sondern mich nur auffordert den Zug zu verlassen, da es hier keine Fahrradmitnahme gäbe.

Ich erkläre ihm was ich dem Schaffner erklärt habe, und Frage wo eigentlich das Problem sei, da ich doch auch in Dänemark mit dem Zug gefahren sei.

Der Herr, der sich auf Nachfrage als Zugchef Herr Franz vorstellt, kann nichts wirklich substanzielles dazu sagen, sondern sagt, dass ich aus Sicherheitsgründen den Zug verlassen müsse.

Aha, Sicherheitsgründe. Ich sage ihm, dass ich ein gültiges Ticket habe und den Zug nicht verlasse. Er meint, ich hätte mein Ticket bei der dänischen Bahn gekauft, das hier sei die deutsche Bahn, da hätte er nichts mit zu tun. Aha.

So geht die Diskussion einige Minuten. Die Sturheit, und auch die Art und Weise wie der Zugchef des Zuges EC 387 Herr Franz nicht im geringsten im Sinne des Kunden zu einer Lösung des durch die Bahn (ob dänisch oder deutsch) verursachten Problems beitragen will ist mir unverständlich.
Ich habe mich später erkundigt, er hätte mich sehr wohl mitnehmen können, wenn er gewollt hätte.

Die Diskussion erreicht irgendwann den Punkt, wo ich entscheiden muss ob ich mich auf eine Konfrontation mit aller Konsequenz einlasse. Ich bin natürlich sehr wütend über soviel Kundenverachtung, aber die einzige Möglichkeit ist sich auf die Konfrontation mit der Bahnpolizei einzulassen.

So frage ich Herrn Franz, den Zugchef des Zuges EC 387 nochmal ob er mich trotz gültigem Ticket aus dem Zug wirft. Er bejaht das vor sämtlichen Reisenden die noch im Abteil sitzen als Zeugen, und so verlasse ich den Zug.

Dem Radler aus Dortmund geht es genauso, er hat wohl etwas weniger diskutiert, denn er steht schon auf dem Bahnhof.

Ich kann nur sagen, wenn man die Möglichkeit hat zu fliegen, sollte man dies tun. So schön Bahnfahren theoretisch sein kann, in der Praxis ist das zumindest in Deutschland unerträglich.
Und mit dem Fahrrad kann man es ganz vergessen, am besten man fährt die Strecken mit dem Rad.

Mit dem Regionalzug geht es nach Hamburg. Dort stehe ich erst mal 20 Minuten in der Schlange vor dem Ticketschalter, um dann zu erfahren, dass es keine Züger mehr gibt, in denen ich mit dem Rad mitfahren kann. Außerdem wieso ich wohl so spät käme, und ob ich denn nicht wüsste, dass man Fahrradplätze sowieso einen Tag vorher reservieren muss. Die arrogante Frechheit der Dame am Ticketschalter bringt mich innerlich zum Kochen, aber ich bleibe erstaunlich ruhig.

Das Fazit ist, ich kann versuchen um viertel vor Elf mit einem Zug über Dortmund nach Frankfurt zu fahren, allerdings kann sie nicht feststellen ob dort ein Fahrradplatz wäre, und wenn hängt es von der Gnade des Zugpersonals ab, ob sie mich mitnehmen oder nicht. Wenn sie mich nicht mitnehmen, ist es natürlich zu spät für morgen eine Fahrradreservierung vorzunehmen, da dann der Ticketschalter zu hat, so dass ich nach Bahnlesart korrekt erst am übenächsten Tag fahren kann. Das ist schlicht krank.

Ich buche das Ticket für den Zug natürlich nicht, denn die Freundlichkeit des Zugpersonals habe ich heute schon kennengelernt und darauf möchte ich nicht bauen. So warte ich also von neun bis kurz vor elf, und hoffe einen Platz im Zug zu bekommen. Die Fahrkarte kaufe ich dann ggf. im Zug.

Auf dem Bahnsteig treffe ich auch den Radler aus Dortmund wieder. Als der Zug ankommt, bekommen wir tatsächlich die Möglichkeit in den Zug einzusteigen, allerdings hat man das Gefühl, man müsste sich unglaublich dafür bedanken, dass die so gnädig sind und einen mitnehmen. Der Ticketpreis im Zug ist übrigens ein Drittel höher als am Schalter. Aber ich hatte ja keine andere Möglichkeit.

Morgens irgendwann nach 7 komme ich in Frankfurt an. Ich habe gerade noch genug Zeit den Zug nach Gießen zu erreichen. Der hat keinen Fahrradwagen, und so stelle ich mein Fahrrad in den Gang, und bin gespannt was jetzt noch kommt.

Als der Schaffner kommt und ich die Fahrkarte kaufen will erklärt er mir, dass dies kein Zug der Deutschen Bahn sei, sondern vom RMV und dass die deutsche Bahn diesen Zug nur bewirtschaftet. Aha. D.h. aber auch, dass er mir keine Fahrkarte verkaufen darf. Sondern dass ich nun ein Schwarzfahrer sei und 40 Euro bezahlen müsse. Die Fahrkarte hätte ich wie bei der S-Bahn am Automat ziehen müssen.

So so, zuerst bin ich unangenehm überrascht, dann finde ich es nur noch grotesk. Wenn man nicht gerade jeden Tag diese Strecke fährt, wie soll man da wissen wo die Bahn “Bewirtschafter” und wo Betreiber ist, und wieso kann man einmal Tickets kaufen und ein andermal nicht, und wie hätte ich den Zug noch kriegen sollen, wenn ich erst das Ticket noch hätte kaufen müssen, und wieso ist die Banane krumm?

Ich zahle den Preis für die Fahrkarte an, gebe ihm meine Personalien, und warte auf die Rechnung über die 40 Euro, um Einspruch dagegen einlegen zu können… So reist man heute mit der Bahn.

Nochmal, Bahnreisen mag in der Theorie klasse sein, in der Praxis ist es zum Kotzen. (der Ausdruck mag mir hier nach dieser Odyssee erlaubt sein). So werde ich mein Urlaubsende damit verbringen Beschwerden und Einsprüche an die Deutsche Bundesbahn und den RMV zu schreiben. Vielen Dank.

In Gießen angekommen, kommen nochmal 10 Kilometer mit dem Fahrrad, auf die ich mich wirklich gefreut habe, und genauso wie die Reise begonnen hat endet sie auch.
Gut 65 ereignisreiche Tage fühlen sich erstaunlich kurz an. Ich habe das Gefühl erst vor einer Woche losgefahren zu sein.

Wie auch immer jetzt erst mal schlafen und dann waschen und wieder schlafen.
Die Waage von der Austarierung der Gepäcktaschen steht noch da, und so muss ich feststellen, dass ich doch 6 Kilo abgenommen habe. Da man es gar nicht so sieht, muss ich wohl doch mehr “Reserven” gehabt haben, als ich mir zugegeben habe…

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3 Kommentare

  1. Maj-Britt 6. August 2007

    Hi Guido,
    herzlich Willkommen im schönen Hessen-Ländle :-))! Schön, dass du wieder hier bist – ich hoffe wir sehen uns die nächsten Tage mal! Für mich geht’s nachher erstmal in Richtung Köln! Also – bis die Tage!

  2. anna 7. August 2007

    Hallo Guido,

    das hört sich nach keinem schönen Reiseabschluss an.

    Schön das du wieder da bist!

    Wir spielen heute Abend, wenn du magst…..

  3. Schlengo 7. August 2007

    Ja die Bahn ist eine ganz tolle Adresse.

    Schön das Du es trotzdem noch geschafft hast, die Kirmes in Waldgirmes zu besuchen.

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