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Ultracycling und Alpenpaesse

Akklimatisationsphase Wüste Tag 4

Heute steht zum Glück wieder etwas Training auf dem Programm. Wie die ganzen letzten Tage bin ich um kurz nach sechs beim Frühstück. Dann beginnt wieder die Wartephase bis es warm genug ist. Kurz vor elf sitze ich auf dem Rad. Diesmal auf dem Silberpfeil.

Auf dem Plan stehen ein paar G2 Intervalle. Ich fahre die Strecke die ich nun schon mehrmals gefahren bin, nämlich die 78 in Richtung Blythe. Die Zipp 808 Laufräder sind bockhart. Die schlechte Straße haut ordentlich rein, da muss ich mich erst dran gewöhnen.

Beim Versuch auf den Aerobars aufliegend zu schalten, merke ich, dass ich vergessen habe die Lenkerendschalthebel anzuschließen. Ist aber nicht so dramatisch, bei der alten Schaltung hatte ich sowas gar nicht, ich bin das Umgreifen also noch gewohnt.

Die Temperatur ist nicht ganz so hoch wie erhofft, aber das macht gerade nichts, denn nach dem Ruhetag komme ich erst mal nicht so gut auf Touren. Es dauert bis zum zweiten G2 Intervall bis die Beine einigermaßen funktionieren. Dafür sehe ich ein paar neue Tiere. Zwei Schlangen, wobei mindestens eine davon nicht gerade lebendig aussah. Die andere könnte sich gesonnt haben, aber so richtig lebendig wirkt auch die nicht. Ein sandfarbener Greifvogel, so groß wie ein Bussard. Und dann noch so ein Vogel der aussieht wie ein Minikranich. Immer an der gleichen Stelle fliegt das Tierchen so ca 500 Meter neben und vor mir her und ist fürchterlich am Schimpfen. Wahrscheinlich fahre ich durch sein Revier, oder er ist einfach schlecht drauf…

Je länger ich fahre, desto mehr steigt die Temperatur und als ich die Imperial Sand Dunes erreiche hat es 10° C mehr als in Brawley. Dabei ist das gerade mal eine Fahrradstunde entfernt. Erstmals knacke ich die 40° C Marke.

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Und ich merke, dass ist nochmal eine andere Hausnummer. Der Fahrtwind kühlt plötzlich überhaupt nicht mehr, erstmals fühlt sich das an wie Hitze.

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Die Uhr steht noch auf MESZ, die Temperaturanzeige zeigt, wie alle SRM PC7 und PC6 4° zuviel an.

Leider muss ich schon wieder umkehren, ich will wenigstens grob nach Trainingsplan fahren. Und in Richtung Brawley wird es wieder kühler. Morgen werde ich mit dem Auto hierher fahren, denn die mittleren 30er Temperaturen bringen mir zu wenig. Dann werde ich auch etwas mit Nahrungsaufnahme und Ensure herumprobieren, denn bis jetzt bin ich immer nur mit zwei Flaschen Wasser gefahren, da muss der Magen sich nicht anstrengen.

Die Laufräder sind zwar recht unbequem, aber sie fühlen sich schnell an. Wirklich feststellen könnte ich das natürlich nur bei einem Aerodynamiktest auf der Bahn, aber dafür war nun wirklich keine Zeit mehr. Die Vergleiche sind also sehr wage und die Windverhältnisse nicht ganz vergleichbar, aber es ist nicht einfach mit diesen Dingern unter 30 zu fahren.

Anyway, wieder im Hotel angekommen mache ich nicht den gleichen Fehler nochmal und lege mich nicht hin, sondern fahre nach zwei Käsebroten und einem Joguhrt zum Walmart, wo es nochmal frisches Obst und vor allem Wasser gibt. Auch wenn es mir nicht warm genug ist, so trinke ich doch das Wasser hier Gallonenweise, (also vierliterweise), und so zwei, drei Gallonen gehen pro (Trainings)Tag weg.

Gegen vier Uhr ist dann die zweite Einheit angesagt. Diesmal habe ich die Lenkerendschalthebel angeschlossen. Obwohl ich nur G1 fahre, geht es recht flott voran, doch, die Laufräder scheinen schnell zu sein.

Ich fahre diesmal nicht auf der RAAM Strecke, der 78, sondern auf der 111. Die hat den Vorteil einen viel besseren Straßenbelag zu haben. Tut auch mal ganz gut. Von den vom Wetterbericht versprochenen 104° F ist nichts zu spüren, Die Temperatur schwankt zwischen 33 und 38° C . Die Strecke selbst geht einfach nur geradeaus, boring. Trotzdem bin ich froh, als ich Brawley wieder erreicht habe, ich habe nämlich Hunger. An der zweiten Ampel flippt wieder der Schäferhund aus, diesmal etwas heftiger als gestern, aber der Zaun ist zu. Glück gehabt.

Insgesamt habe ich heute immerhin eine Ahnung von den hohen Temperaturen bekommen. Was jetzt so easy ist, wird aber beim RAAM eine ganz harte Nummer. Ich bin der Hitze ja recht lange ausgesetzt, und wenn dann noch die Erschöpfung dazu kommt, das wird wirklich hart. Ich weiß jetzt allerdings, dass die nachts zu erwartenden niedrigen 30er Temperaturen einigermaßen gut zu handhaben sind. Tagsüber das muss ich einfach irgendwie überstehen.

Abends gibt es ein T-Bone Steak. Ich hatte irgendwie das Gefühl ich esse zu wenig. Das kann ja bei hohen Temperaturen leicht mal passieren. Und auch heute wieder bin ich schon sehr früh müde, einfach weil es warm ist. Denn so wohl ich mich auf dem Fahrrad dabei fühle, ansonsten ist es doch eher anstrengend, dreimal am Tag duschen, vier bis fünf T-Shirts verbrauche ich dabei und dann lässt sich ab 35° auch nicht so gut denken…

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2 Kommentare

  1. Daniel Christen 30. Mai 2014

    Hallo Guido,
    wir kennen uns vom Peakbreak und so lesen wir sixty-sixers ganz interessiert deine Berichte zu deinem gewaltigen Abenteuer RAAM- Hut ab, ist das doch eine ganz gewaltig größere Nummer als so ein Alpen Etappenrennen-wow. Auf jeden Fall wünschen wir dir und deinem Betreuungsteam viel Power, Durchhaltewillen, Glück und auch Spass zum erfolgreichen Gelingen. Wir werden dein Rennen gespannt mit verfolgen.
    Was mich noch interessiert: Was für eine durchschnittliche Leistung strebst du an ?

    Sportliche Grüsse aus der Zentralschweiz
    Daniel

    • Guido 30. Mai 2014

      Hallo Daniel,

      schön von dir zu hören. Ja das RAAM ist schon ein Riesenprojekt. Ich hoffe ich komme gesund und mit meiner vollständigen, schlagkräftigen Truppe an den Start, dann werden wir sehen.
      Bei den ersten Überlegungen hatte ich die vage Idee im mittleren G1 Bereich das Rennen zu bestreiten. Nach Gesprächen mit RAAM Veteranen ist aber schnell klar geworden, dass das illusorisch ist. Schon nach zwei drei Tagen tritt da kaum noch einer 200 Watt. Selbst die Topplazierten fahren am Ende manchmal nur um 100 Watt.
      Das klingt ziemlich seltsam, liegt aber hauptsächlich am Schlafmangel und der praktisch komplett fehlenden Regeneration. Michael Nehls hat mehr geschlafen (so 3 bis 4,5 St. netto) und relativ lange Nachtpausen gemacht und ist 150 Watt gefahren, damit ist er in gut 10 Tagen durchgekommen.
      Mein Plan ist es anfangs über die ersten Anstiege G1/G2 zu fahren, da kommt man mit der KH-Versorgung auch noch nach, danach versuche ich so lange wie möglich mittleres G1 zu fahren. Ab einem gewissen Punkt ist es dann wohl nur noch Kampf gegen Müdigkeit und Erschöpfung. D.h. der Kopf muss den Beinen irgendwie klar machen, dass sie treten sollen. Ich hoffe mein Kopf hat das drauf…

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