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Ultracycling und Alpenpaesse

Day 2 Phakding – Namche Bazar

Trekking Strecke: Phakding – Namche Bazar (ca. 8,5 km)

SpO2: 90 | Ruhepuls: 55 | Schlafdauer 7 St. | Temperatur Lodge Nachts +1,6° C

Gehzeit: ca. 5,5 Stunden
Abstieg: 410m
Aufstieg: 1231m
Max. Höhe: 3434
Puls Schnitt/Max: 103/155

Um 7:30 Uhr haben wir uns zum Frühstück verabredet, doch da wir schon um neun Uhr abends schlafen gegangen sind, werde ich um halb zwei Uhr nachts wach. Beim Einschlafen war es noch 6° warm im Zimmer der Lodge, nachts sind es dann 4°, aber der Schlafsack hält mich kuschelig warm. Ich lasse aber die Mütze nachts auf.

Nach einer Stunde schlafe ich wieder ein, um sechs ist dann aber genug mit Schlaf. Die Messung der SpO2 bringt mit 90 einen unglaublich niedrigen Wert. Normal sind zwischen 95 und 100. Als ich krank und erschöpft war in Spanien habe ich mal 93 gemessen. Aber momentan fühle ich mich trotzdem recht gut.

Morgens sind es dann noch 1,6° C im Zimmer. Es war wohl klug die Daunenjacke in Kathmandu noch zu leihen.

Beim Waschen am Waschbecken im freien friert mir das Wasser fast die Hände weg, es ist aber wohl auf jeden Fall wärmer als 0°, fühlt sich nur nicht so an.

Aber im Hintergrund thront ein schneebedeckter 6200er, da ist es plötzlich egal wie kalt es ist. Ich bin im Himalaya, wie geil.

Das Frühstück ist ok, und dann geht es endlich los, wir marschieren weiter durch das Pang Koshi Tal mit dem Ziel Namche Bazar. 800 Höhenmeter gilt es zurückzulegen, viel besser als das ständige bergab gestern.

Wir wechseln zunächst auf die andere Seite des Flusses. Wieder geht es über eine Hängebrücke, die aber alle ziemlich gut abgespannt sind, so dass sie recht einfach zu gehen sind. Mit einfach nur bergauf gehen ist aber nicht. Es geht ständig auf und ab, so dass die Knie doch ordentlich belastet werden. Zwischendurch meldet sich das linke mal, ich mache mir schon echt Gedanken ob ich es wirklich bis zum EBC schaffe.

Wenn es bergauf geht fühle ich mich recht wohl, im Vergleich zu den restlichen Wanderern gehe ich recht schnell, aber ich gehe einfach den Rhythmus bei dem ich mich am wohlsten fühle. Ab und zu muss man mal stehen bleiben und die Lasttiere vorbeilassen, dieser Teil des Treks ist sehr busy, da hier noch alle auf der gleichen Route laufen und sich erst ab Namche in die verschiedenen Strecken aufteilen.

Immer wieder ergibt sich ein Blick auf die umliegenden 6000er Riesen. Zusammen mit dem Blick auf das Tal und dem, für mich als Neuling, spektakulären Trek ergeben sich fantastische Bilder. Leider ist die Automatik meiner Kamera nicht in der Lage das auf den Fotos wiederzugeben.

Die Strecke führt in einem ständigen Auf und Ab über steile „Treppen“, steiniges oder gerölliges Gelände, manchmal auch über festen Waldboden mit Wurzeln oder lockerem, staubigen Belag. Immer wieder kommen wir auch an Lodges vorbei, dort kann man auch essen oder Kleinigkeiten kaufen, die Infrastruktur ist hier um Klassen besser als in Frankreich in den Alpen. Zu jeder Tageszeit bekommt man auf Wunsch auch eine warme Mahlzeit.

Mehrmals überqueren wir den Fluss über Hängebrücken, und laufen dabei vorbei an den buddhistischen Bauwerken, die man immer links passieren soll. So jedenfalls der Glaube der Einheimischen.

Der Temperaturunterschied zwischen den sonnigen Abschnitten und den Teilen die wir im Schatten laufen ist recht groß, so dass ich öfters mal den Pullover aus und wieder anziehe. In der Sonne kann man aber definitiv im Funktionsunterhemd laufen.

Dann erreichen wir den Eingang zum Everest Nationalpark. Die Guides erledigen alles mit den Permits, dann geht es durch ein Tor erst mal wieder steil bergab. Um meine Knie etwas zu entlasten probiere ich meine Hightech-Trekkingstöcke aus, muss aber schnell feststellen, dass das gehen mit Stöcken für mich nichts ist. Da kommt man überhaupt nicht in den „Flow“. Nach dem Bergabstück packe ich die Mistdinger wieder ein.

Wir machen recht früh Mittagspause in der Nirvana Lodge. Zu meiner Überraschung gibt es dort tatsächlich Kaiserschmarrn! Unfassbar. Nur schwer kann ich widerstehen, entscheide mich dann aber für Dal Bhat. Immer lecker und sehr nahrhaft.

Nach dem Mittagessen und einer ordentliche Pause geht es zunächst recht flach am Fluss entlang durch das Tal.

Dann kommt eine spektakuläre Hängebrücke über eine schmale Schlucht. Dorthin geht es recht steil berghoch, und gleich nach der Brücke kommen sehr steile Stufen bergab, wobei es, wie eigentlich überall, neben der Strecke gleich tief und steil in die Schlucht hinunter geht.

Ab jetzt kommt der Schlussanstieg hinauf nach Namche. In Serpentinen geht es recht steil nach oben. Mittlerweile gehe ich mit meinem Guide ein Stück vor Simone und ihrem Guide. Während sie schneller bergab geht, gehe ich berghoch etwas schneller.

Ich gehe einfach mein Tempo, was aber deutlich schneller ist als das des Guides, der ja den schwersten Teil meines Gepäcks trägt. Ich habe fast ein schlechtes Gewissen, aber letztlich ist es ja sein Job und wenn es erst richtig in die großen Höhen geht wird sich das Tempo wahrscheinlich schnell angleichen.

Dann kommt ein Aussichtspunkt an dem man zum ersten mal den Mount Everest sehen kann. Wow, schon jetzt habe ich hier die Gelegenheit mir den höchsten Punkt der Erde anzuschauen. Ich kann mich gar nicht satt sehen. Ich habe keine Ahnung warum, aber ich bin wirklich ergriffen. Im März stand ich noch im Panometer vom Asisi und habe mir das riesige Everest Bild angeschaut, jetzt sehe ich ihn tatsächlich. Geil, einfach nur geil. Daneben sieht man noch Nuptse und Lothse.

Nachdem Nir (mein Guide) eingetroffen ist und sich etwas ausgeruht hat geht es in den letzten Teil der Strecke. Ich gehe wieder mein eigenes Tempo, und muss sagen das Wandern so berghoch macht auch Spaß, nicht so gut wie berghoch Radfahren, aber es erschließt halt eine ganz andere Landschaft.

Kurz vor Namche gibt es nochmal einen Kontrollpunkt an dem ich auf meinen Guide warte, der dann die Papiere klar macht. Die letzten Meter legen wir gemeinsam zurück.

Ich hatte schon Bilder von Namche Bazar gesehen, aber in Natur sieht alles viel eindrucksvoller aus. Es ist ein sehr lebhafter Ort, hier kann man alles kaufen, selbst das komplette Trekkingequipment. Alles zu recht fairen Preisen. Es gibt einen Irish Pub, und eine Bar mit Rockmusik und Bakeries. Und dass alles in Nepal auf 3440m Höhe.

Zu meiner Freude gibt es in unserer Lodge sogar warmes Wasser, so ein bisschen jedenfalls. Mir reicht es auf alle Fälle zum Duschen und im Zimmer habe ich sogar eine Steckdose. Luxus pur.

Ich kaufe mir im Ort noch ein warmes Buff, dann kann ich im Shirt aber mit warmem Hals laufen. Mit Simone trinke ich noch einen Cafe in der Bakery, wo es auch leckern Honeycake gibt.

Ab hier wird jetzt die Höhe richtig relevant, ich bin gespannt wie es mir die nächsten Tage ergehen wird, heute war noch alles locker, sogar das linke Knie hat sich während des Gehens wieder erholt. Ich freue mich auf morgen. Auch wenn ich es ein bisschen schade finde, dass Simone ab morgen eine andere Strecke geht, das war doch wirklich nett

Einschlafen fällt schwer, es ist saukalt, der Garmin zeigt abends -4° C im Zimmer. Die Füße werden nicht warm, der Schlafsack ist wohl doch zu dünn. War aber ein wirklich toller Tag.

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3 Kommentare

  1. Anonymous 21. November 2012

    Hey Guido,
    haben alle gerade gespannt Deinen blog gelesen! Sehr cool und tolle Bilder! Woody ist ganz neidisch…
    Wir wünschen Dir ganz viel Spaß und pass auf Dich auf!
    Lieben Gruß, Woody & Danny!

  2. Anonymous 22. November 2012

    Hi Gudio,

    wow, ist ja beeindruckend. Beneide dich darum. Weiterhin viel Spaß und Power.
    Viele Grüße,
    Diana

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