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Ultracycling und Alpenpaesse

Day 3 Namche – Khumjung

Trekking Strecke: Namche Bazar – Khumjung (ca. 7 km)

SpO2: 84 | Ruhepuls: 51 | Schlafdauer 5 St. | Temperatur Lodge Nachts -6° C

Gehzeit: ca. 3:50 Stunden
Abstieg: 238m
Aufstieg: 771m
Max. Höhe: 3879m
Puls Schnitt/Max: 100/158

Die Nacht war mäßig, erst spät bin ich eingeschlafen, zwischendurch wach geworden und viel zu früh aufgewacht. So kommen erneut keine fünf Stunden Schlaf zusammen. Es war einfach zu kalt zum Schlafen. Der Garmin zeigt -6° C im Zimmer an.

Egal, ich schnappe mir das Netbook und hoffe den Blogeintrag von gestern noch online stellen zu können. Doch leider war es der Festplatte auch zu kalt, außer einem Bluescreen gibt es nichts zu sehen. Mist! Ich frühstücke erst mal und versuche es nach etwas Aufwärmen nochmal. Allerdings ist morgens der Ofen nicht befeuert, so dass es überall elend kalt ist, auch im Gemeinschaftsraum der Lodge. Trotzdem fährt der Rechner nochmal hoch und ich kann den Post absetzen.

Dann verabschiede ich mich von Simone, die ab jetzt eine andere, kürzere Route geht. Ab heute gehe ich mit meinem Guide Nir alleine.

Aus Namche geht es steil nach oben über einige Stufen hinaus. Wir machen dann erst mal einen Abstecher ins Sherpa Museum. Es kostet nur 100 Rupien Eintritt und besteht aus einem Raum mit etwas altem Geschirr und einem kleinen Gebetsraum.

Außerdem gibt es noch zwei Räume mit Fotos vom Sherpaleben und von berühmten Sherpas, die an Bergexpeditionen teilgenommen haben.

Etwas enttäuschend, ich hätte mir eher sowas wie das Museum über die Samen in Jokkmokk vorgestellt. Das Heimatmuseum in Waldgirmes ist sicher umfangreicher…

Anyway, von hier machen wir uns nun auf nach Khumjung. In eng gesetzten Serpentinen geht es steil berghoch. Nir geht wie immer langsam und gleichmäßig. Ich werde verrückt wenn ich hinter ihm gehe, so sage ich ihm, dass ich meinen eigenen Rhythmus gehen will, und mache mich davon.

Der Trail ist recht belebt, und es ist manchmal schwierig zu überholen, aber jetzt kann ich doch gut meinen eigenen Flow finden. Ab und zu kommt ein Trailrunner mit Startnummer den Weg hinuntergestürmt, die lasse ich natürlich vorbei. Ich verstehe nicht im geringsten die Motivation ausgerechnet hier mit Trekkingstöcken steil bergab zu laufen. Aber es mag andere geben, die meine Rennrad Eskapaden nicht nachvollziehen können…

Immer wieder gibt es herrliche Ausblicke hinab auf Namche, sowie erste Blicke auf das Khumbu Tal und auf die umliegende Berglandschaft.

An einem markanten Punkt warte ich auf Nir und gönne mir einen Riegel.  Oatsnack, die sind einfach Spitze, gerade richtig nach dem nicht gerade üppigen Frühstück.

Nach einem größeren Gebäude, vielleicht einer Lodge, laufen wir um eine Mauer herum und gehen jetzt auf der Westseite des Khumbutals recht weit oben. Und nun bietet sich zum zweiten mal auf der Reise eine Sicht auf den Mount Everest und umliegende Achttausender. Fantastisch!

Ich klettere noch auf einen kleinen Aussichtshügel und treffe dort auf ein paar Spanier: „Munich, Fränkfort?“ „Barcelona, Madrid, Valencia?“ „Oktoberfest!“ „Andalucia, Sierra Nevada“, typisches Gespräch, und wir müssen ordentlich darüber lachen.

Ich klettere wieder runter zu Nir und wir gehen zusammen den jetzt recht moderaten Weg am Hang entlang. Dabei gibt es spektakuläre Blicke ins Khumbu Tal, und man sieht auch schon, weit auf der anderen Seite, das Kloster Tengboche.

Nach nicht allzu langem Gehen sind wir am Everest View Hotel angelangt. Ich gehe kurz rein um mal einen Blick drauf zu werfen. Das Hotel wirkt erst mal nicht wie fünf Sterne, ich sehe allerdings nur die Rezeption und die Terasse. Die Aussicht ist super, ungefähr so wie die vorhin auf dem Aussichtspunkt. Jetzt beeindruckt mich das allerdings nicht so wie die ersten beiden Male. Trotzdem, der Blick auf die höchsten Berge der Welt ist der Hammer.

Vom Everest View Hotel geht es dann ordentlich bergab, hinunter nach Khumjung. Mein linkes Knie meldet sich kurz und heftig, lässt mich dann aber absteigen. Es war wirklich naiv von mir zu glauben, dass ich nach dem ersten Tag erst mal nur berghoch gehen müsse. Es geht halt immer wieder mal in ein Tal hinunter, oder eben wellig auf und ab. Ehrlich gesagt glaube ich momentan noch nicht daran, dass ich das EBC oder auch nur Gokyo erreiche.

Vom Gehen her, rein konditionell ist es recht easy, aber orthopädisch wird es ein Glücksspiel, trotz gutem Material. An den Schuhen wird es jedenfalls nicht scheitern.

Khumjung ist dann superfrüh erreicht. Trotzdem nehmen wir in der Lodge, in der wir übernachten schon Lunch. Die Strecke war keine vier Kilometer lang, dabei sind wir in 2:25h knapp 500m hoch und 150m runter gegangen.

Nachdem die Sachen auf’s Zimmer verbracht sind und das Dhal Bhat verspeist ist, kommt der zweite Teil für heute. Ich hatte Nir so verstanden, dass wir mit leichtem Gepäck zu einem Kloster in den Bergen aufbrechen. Es stellt sich allerdings heraus, dass das kleine Kloster in Khumjung selbst ist. So sind wir nach wenigen dutzend Metern dort angelangt, und ich stehe etwas verdutzt mit meinem Rucksack vor der kleinen Monastery. Na egal, dann halt „Stadtbesichtigung“.

Ich schaue mir das Kloster an, dann gehen wir nach Khunde, dem zweiten „Stadtteil“, werfen einen Blick auf das Hospital, das von der Hillary Foundation aufgebaut wurde, genau wie die Schule, die wir uns auch noch anschauen.

Ich habe immer noch nicht hundertprozentig wahrgenommen, dass ich hier im Hoch-Himalaya bin. Als ich vor der Schule stehe und dabei auf den Ama Dablam schaue wird es mir dann aber doch bewusst. Was für eine andere Welt in der ich hier bin. Und die ist nicht wirklich für Menschen gemacht. Auch nicht für Sherpas. Denn genau wie mir mittlerweile, läuft denen die Nase und die trockene Luft krazt im Hals. Und das ein Sherpa mit 17kg Gepäck auf dem Rücken auch nicht die Berge hochfliegt kann ich auf dem Trek beobachten. Selbst ohne Gepäck geht Nir ganz langsam.

Aber ich werde sicher ab jetzt auch mit jedem Tag langsamer, denn nun sind wir über 3800m hoch, jetzt wird es ernst.

Deshalb sieht der Plan für die nächsten Tage auch immer nur relativ wenige Höhenmeter vor. Heißt aber auch, dass man die restliche Zeit des Tages totschlagen muss. Auch heute ist das „Programm“ um 14:00 Uhr zu Ende.

Mein Laptop ist nun leider komplett defekt, so dass ich die Zeit auch nicht zum Vorbereiten der Bilder für’s Blog nutzen kann. Das ist wirklich sehr schade. Da ich nun außerdem alleine Reise, ohne Gruppe, gibt es auch kaum Gelegenheit sich auszutauschen.

Anyway, ich schreibe mein Blog wieder ganz konventionell auf Papier, unterhalte mich halt mit den Leuten die da sind, so gut es geht (mein Nepali besteht aus „Namaste“, die einheimischen Lodgebesitzer und Gäste, sowie mein Guide sprechen nur ein paar Brocken Englisch).

Ansonsten versuche ich abends irgendwie warm zu bleiben und nicht ernsthaft krank zu werden.

Die hygienischen Ansprüche sinken, Dusche gibt es ab jetzt nicht mehr, mit fließendem Wasser ist es vorbei, die Toiletten gehen so.

Zum Abendessen gibt es Knoblauchsuppe, einen Kartoffelpuffer und ein ein halbes Jahr abgelaufenes Bounty.

Der Ofen geht schon gegen neunzehn Uhr aus, ein Fernseher mit indischen Filmen läuft, ich lege mich früh ins Bett. Mit Pullover, langen Unterhosen, dicken Strümpfen geht es in den Schlafsack.

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