steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Fuerteventura 2016 Trainingslager Tag 9

Heute ändere ich Björns Trainingsvorgaben etwas ab. Denn diesmal hat er mir kein einziges (KH-)Nüchterntraining aufgeschrieben. Was mir daran immer gefallen hat ist die kleine Pause nach zwei, drei Stunden um etwas KH zu laden. Da es in El Cotillo dieses Kleinod von Cafe gibt, mit guter Musik, schönem Blick auf‘s Meer und leckerer Verpackung der Kohlenhydrate in Form von Kuchen u.ä., plane ich statt der fünf Stunden G1 mit TF-Pyramiden eben ca. zweieinhalb Stunden KH-nüchtern mit kleiner Pause eben dort und insgesamt dann so ca. sechs Stunden, mit Rückfahrt über Corralejo an der Ostküste zurück.

So esse ich nach dem Aufstehen eine handvoll Wallnüsse und drei Scheiben Edamer. In die Flaschen fülle ich Wasser, und eine Flasche mit KH-Getränk kommt ins Trikot. Um halb neun sitze ich auf dem Rad.

Es ist ziemlich bewölkt, die Temperatur aber angenehm sogar etwas wärmer als vorgestern morgen. Insgesamt fühle ich mich deutlich besser als gestern, keine besondere Müdigkeit und die Beine sind auch ok.

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So wähle ich die Strecke zentral durch die Insel über Tuineje, Agua de Buejes und Antigua. Der Wind kommt zwar wie gewünscht aus nördlicher Richtung, aber etwas weniger stark als erwartet. Hoffentlich bin ich dadurch nicht zu schnell.

Da ein Nüchterntraining etwas Intensität braucht fahre ich nicht nur G1, sondern alle Anstiege im G2. Da kommen doch einige zusammen, denn es gibt einige „Roller“ und vor den Ortschaften geht es meist berghoch.

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Die Sonne bleibt hinter den Wolken, die Temperatur ist sehr angenehm, so komme ich mit meinen drei Flaschen richtig weit, ich kann natürlich auch in der geplanten Pause auffüllen.

Allerdings ist es nicht einfach nur bewölkt, sondern es deutet sich etwas Regen an. Noch ist es so typisch Fuerteventura/Lanazarote mäßig, die Brille wird nass, aber die Straße bleibt trocken. Dann aber fängt es doch richtig an zu regnen.

Ist mir eigentlich egal, aber die Wetterapp hat mal wieder ihre Nutzlosigkeit eindrucksvoll bewiesen. Ich nutze WeatherPro schon lange, aber seit Ende 2014, Anfang 2015 sind die Vorhersagen schlicht erbärmlich. Vor allem im Ausland, also in den Trainingslagerzielen, komplett daneben, aber auch zu Hause. Selbst das aktuelle Wetter liegt oft daneben, d.h. ich schaue aus dem Fenster und die Sonne scheint, die App behauptet es würde regenen. Ich weiß eigentlich gar nicht warum ich diese App noch installiert habe. Wahrscheinlich weil sie mit 4,49 EUR auch noch recht teuer war.

Anyway, nachdem ich mich gedanklich lange mit der App beschäftigt habe, ist doch einiges an Strecke vergangen. Ein Militärkonvoi überholt mich gerade und ich fahre ganz solide G2 bergauf. Dieses Jahr bin ich bis jetzt immer nur Teilstücke dieser Strecke gefahren, mal sehen wie ich mit dem Timing hinkomme.

Das ich KH nüchtern fahre ist nicht zu merken, allerdings habe ich gestern abend auch sehr viel gegessen und um 23 Uhr noch eine halbe Flasche O-Saft getrunken…

Der Regen hatte zwischendurch nachgelassen, allerdings sieht es so aus, als ob genau in die Richtung die ich nun fahre die Regenwolken hängen. Ich überlege kurz vielleicht anders herum zu fahren, im Osten scheint sogar die Sonne durch, ich lasse es aber. Ich möchte gerne die geplante Strecke wieder in Erinnerung rufen, da ich sie 2013 recht oft gefahren bin.

Vor Casillas del Angel gibt es einen nennenswerten aber nicht zu langen Anstieg, dann von dort eine lange Gerade nach Westen hinunter zum Kreisel an dem ich wieder nach Norden in Richtung La Oliva abbiegen kann.

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Die Strecke ist jetzt erst mal trocken, auch wenn es etwas düster aussieht. Immerhin mal eine Gelegenheit andere Bilder zu machen als die langweiligen mit blauem Himmel und Sonne 😉

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Der erste Streckenabschnitt bietet einige kleine Anstiege, die ich alle im G2 nehme, der Wind hat zwar etwas zugenommen, aber es lässt sich noch gut dosieren. Erst als ich den Anstieg hinauf zur Kreuzung nach La Matilla erreiche muss ich etwas drauflegen, denn Steigung und Wind addieren sich hier. Aber alles noch im Rahmen.

Dann geht es vorbei am „heiligen Berg“ Tindaya und an der Crossstrecke die oft von Motorradfahrern genutzt wird. Ein etwas längerer Anstieg wird mit der Abfahrt nach La Oliva belohnt. Hier kommt mir eine Radlerin entgegen, 1,62cm, 54er Rahmen, um die 50 kg, und 200 Meter dahinter ihr Radkollege oder Freund, 190 cm, um die 80 kg, 58er Rahmen. Tja, Watt pro Kg heißt die Zauberformel am Berg…

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Mein Problem ist aber gerade nicht mein Gewicht, sondern dass ich jetzt eigentlich abbiegen müsste nach El Cotillo. Ich fahre auch schon auf die Abbiegespur, aber eigentlich habe ich gar keine Lust auf Pause. Ich fühle mich überhaupt nicht danach, merke kein KH-Defizit und würde eigentlich lieber weiterfahren. Das hieße allerdings ich kann die Flaschen nicht auffüllen und ich würde fünf, sechs Stunden durchziehen.

Aber mit den Getränken sieht es eigentlich noch ganz gut aus, bis Corralejo komme ich ohne Probleme und ab da habe ich ordentlich Rückenwind. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt, aber ohne Sonne und ohne Erschöpfung macht eine Cafepause wenig Spaß. Also fahre ich weiter.

Es geht durch Villaverde und Casilla de Costa. Trotz des bewölkten Himmels bietet sich ein schöner Blick auf die Nodküste und Lanzarote.

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Dann geht es auf die ewige FV-10 Baustelle. Zum Glück ja jetzt mit frischem Belag. Die Breite ist einigermaßen ok, der Verkehr geht heute auch, aber man muss schon etwas konzentrierter fahren als sonst, da der Wind jetzt auch deutlich stärker bläst und eine Böe einen immer mal etwas in die Fahrbahn werfen kann. Aber alles im Rahmen, so kann ich die Fahrt bis Corralejo genießen.

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Kurz bevor es in den Ort hineingeht, biege ich am Kreisel ab und fahre zur FV-1, die durch die Dünen an der Küste entlang nach Süden führt. Einen kurzen Blick auf die Isla de Lobos kann ich erhaschen. Dann habe ich endlich die richtige Richtung, nämlich mit Rückenwind geht es jetzt südwärts.

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Die Bewölkung nimmt etwas zu, aber es bleibt zunächst trocken. Ich mag diesen Streckenabschnitt sehr, die Straße ist ziemlich gut, auch wenn der sandige Untergrund seit 2013 den einen oder anderen Riss im Asphalt verursacht hat.

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Dann fängt es aber an zu Regnen, sogar recht stark und der Wind wird böiger und heftiger. Ich fahre eine Alibi Trittfrequenzpyramide, aber bei den Wetterbedingungen und dem Verkehr macht das keinen Spaß, die restlichen lasse ich aus.

Als ich mich Puerto del Rosario nähere, lässt der Regen nach. Allerdings muss ich nun einen kleinen Abschnitt in Richtung Osten fahren und der Wind bläst mir recht heftig von schräg vorn entgegen. Teils kommt er auch heftig von der Seite, so dass ich recht schräg auf der Straße liege.

Ich habe mittlerweile auch die Flasche mit dem KH-Getränk angebrochen. Wie es aussieht würde ich so ziemlich genau auf fünf Stunden kommen wenn ich auf der FV-1 und FV-2 durchziehe. Mache ich aber nicht. Ich biege nochmal ab nach Casillas del Angel. Es geht etwas bergauf und der Wind kommt wieder von schräg vorne, aber noch im Rahmen. So gewinne ich nochmal etwas Strecke und fahre auf keinen Fall zu kurz.

Jetzt scheint zur Abwechslung sogar mal wieder die Sonne. Mit den Getränken könne ich gerade so hinkommen. Die Beine gehen immer noch gut. Auf Grund der üppigen Mahlzeit gestern abend geht das heute wohl nicht als Nüchterntraining durch. Ich habe vielleicht auch die letzten Tage zuviel KH-Getränk dabei gehabt. Ich werde das in den nächsten Trainings ändern und mehr Wasser mitnehmen.

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Von Casillas del Angel geht es bergauf in Richtung Antigua. Nach einer Zwischenabfahrt gibt es dann nochmal einen längeren nur mäßig steigenden Abschnitt über La Ampuyenta, dort überholt mich ein anderer Radfahrer. Ich ziehe brav mein G1 durch und im nächsten Abschnitt der nach Antigua hinein leicht abfällt lässt er die Beine etwas hängen, so dass ich ihn wieder einhole. Allerdings trennt uns der Verkehr im Ort, so dass ich nicht weiter die gleiche Strecke fahre und ihn als Motivationsziel benutze, sondern ich will eigentlich auf die FV-50 in Richtung Pozo Negro fahren. So könnte ich schön G1 rollen mit Rückenwind und müsste so bei 5:15 h rauskommen

Dumm nur, dass ich eine Straße zu früh abbiege und in Richtung Costa Antigua fahre. Ich bemerke meinen Fehler zwar, hoffe aber kurz, dass es eine Möglichkeit gibt nochmal abzubiegen, die gibt es aber nicht.

Zum Umkehren habe ich keine Lust, so fahre ich weiter und schaue mal wo ich rauskomme. Wobei mir schnell klar wird, dass ich ungefähr in Höhe des Flughafens bei Puerto del Rosario rauskomme. Jetzt wird es doch etwas länger werden, eine Sechsstundenfahrt wohl.

Zum Glück habe ich mir zwei Gels mitgenommen. Eines nehme ich schon mal. Durch die andere Strecke muss ich nun auch nochmal gegen den Wind fahren. Und die Strecke ist länger als gedacht.

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Nachdem es sich einigermaßen gezogen hat erreiche ich dann aber die FV-2 und kann endlich wieder mit Rückenwind fahren. Allerdings liegen jetzt noch ca. vierzig Kilometer vor mir. Der Wind hat nochmal zugenommen was mir erst mal richtig Tempo bringt. Im G1 kann ich ganz gut 50 km/h fahren.

Der Regen kommt allerdings wieder und die Straße dreht erst mal nach Osten. Das macht es teils recht anstrengend, der Wind bläst mir böig von schräg vorne entgegen und ein bisschen bergauf geht es auch. Aber erstaunlicherweise gehen die Beine immer noch gut.

Als die Straße wieder nach Süden dreht kann ich teils 58 km/h fahren und trete dabei einfach nur G1. Zunächst nervt der Regen noch etwas, da ich recht wenig sehe, dann aber hört er auf und ich kann die Fahrt mehr genießen. Ich erreiche dann auch die Kreuzung zur FV-50 wo ich eigentlich rauskommen wollte. Jetzt sind es noch ca. 17 Kilometer bis zum Hotel. So langsam merke ich dann aber doch, dass ich nicht recht gefrühstückt habe. So nehme ich noch das zweite Gel, ich will ja nicht fünf Kilometer vor dem Ziel mit einem Hungerast verenden.

Die nächsten fünf Kilometer sind etwas zäh, doch dann rollt es wieder. Zum Schluss sogar nochmal richtig geil. Mit Rückenwind im Auflieger, so stelle ich mir das für die ersten Abschnitte des RAAM nächstes Jahr vor. Hoffentlich ist das kein leeres Wunschdenken.

Insgesamt komme ich so auf etwas über sechs Stunden. Ich denke mal morgen werde ich den Plan wieder abändern und es nochmal ohne KH versuchen, diesmal allerdings auch mit wenig KH am Vorabend. Mal schauen wie sich das anfühlt.

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