steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Letzter Tag in der Hitze, gute Zeiten schlechte Zeiten

Gestern war der letzte Wüstentag. Nach einer mittelguten Nacht mit vier Stunden Schlaf und etwas lustlosem Frühstück schleppe ich die 85kg, bzw. jetzt eher 90Kg. Gepäck ins Auto. Erstaunlich was in den Chrysler Town & Country alles reingeht. Die Räder sind ja jetzt aufgebaut und die zwei Radkoffer habe ich auch noch. Ist aber kein großes Problem.

IMG_2584

Ich fahre aber nicht gleich in Richtung Oceanside sondern erst mal ins Starbucks. Ein bisschen muss ich erst noch schreiben. Nach dem Blogupdate geht es dann nach El Centro zum Baumarkt. Ohne das Problem mit der Lautsprecherbefestigung gelöst zu haben fahre ich nicht nach Oceanside.

Wäre cool wenn mein Vater jetzt hier wäre, dem hätte ich morgens geschildert was ich haben will, und er hätte bestimmt eine gute Idee gehabt und sie dann auch bis zum Abend umgesetzt. Ok, ich hätte mir dann den ganzen Abend anhören müssen was die Idee hinter der Idee war und warum es genau so die ideale Lösung ist, aber das hätte ich in Kauf genommen. 😉

Allerdings habe ich mittlerweile auch mehrer Ideen wie ich es machen kann, so dass ich am Auto nichts verändern muss und es trotzdem nicht so viel kostet.

Zunächst werfe ich einen Blick unter die Motorhaube, an eine Befestigung an der Front ist mit vertretbarem Aufwand nicht zu denken. Ein freundlicher Amerikaner fragt gleich besorgt ob alles in Ordnung sei. Ich schildere kurz mein Vorhaben, er grinst…

IMG_2586

Mein Plan ist ein Brett auf die Dachreling zu montieren und dort jeweils einen Winkel oder einen Holzblock an dem ich die Lautsprecherhalterung anschrauben kann. Im Lowe’s Baumarkt gibt es zwar entsprechende Bretter, aber keine passenden Winkel und die Bookshelf Klötze die funktionieren würden kosten $28 das Stück. Außerdem müsste ich Löcher bohren für die Befestigung, habe aber natürlich kein entsprechendes Werkzeug.

Da fallen mir Holzbalken auf, vielleicht ist das eine Alternative. Ich messe grob mit der Hand, und nach kurzem Check am Auto habe ich die Lösung gefunden. Die Jungs sollen mir das hier zuschneiden, zwei Metallwinkel zur Absicherung, das müsste gehen.

Als ich nach dem Zuschnitt frage kommt als Antwort „that’s big men, it’s 4 inches, we can only do 2 inches“. Was ist das denn für eine Antwort? Die haben eine riesen Säge im Baumarkt und können nur dünne Bretter damit schneiden obwohl sie doch auch die Balken verkaufen?

Hm, egal, dann säge ich das halt per Hand. Ich schaue nach dem Werkzeug, eine Säge kostet knapp 15 USD. Da sehe ich, dass auf einer „Shop used“ draufsteht. Die ist etwas reduziert, weil sie offensichtlich schon mal benutzt wurde. Ich frage einfach ob ich sie nicht eben nochmal benutzen kann, ist doch eh ein „Vorführmodell“.

„right here in the shop, wanna do it right here?“ „Yeah man, wanna do it right here“. Man was Dialoge! Aber egal, so stehe ich mitten im Baumarkt im Gang und säge bei 40° die Balken zurecht. Also doch noch ein bisschen Oberkörpertraining. Das ich darüber bloggen will, wie ich ein Stück Holz zersäge wundert die Jungs gar nicht, die finden’s witzig und machen ein Foto. Mir macht’s Spaß.

IMG_2588

Ich finde dann sogar noch die perfekten Winkel zur Montage und inkl. einem Päckchen Schrauben und einem passenden Schraubendreher komme ich mit 50 USD davon. Auf dem Parkplatz vorm Baumarkt schraube ich den Kram zusammen. Es ist sauheiß, und obwohl es nur knapp über 40° C sind, werden die Schrauben und die Winkel so heiß, dass man sie kaum anfassen kann. Hier einen Job zu haben bei dem man draußen arbeiten muss, muss hart sein.
Mir läuft der Schweiß in strömen, also nochmal eine Gelegenheit den Hitzeanpassungsmechanismus heftig zu triggern. Aber das Ergebnis ist gut. Die Lautsprecher sind fest. Mit dem Holzbalken sieht es von der Seite etwas grob aus, aber die Optik überlasse ich bei Bedarf der Crew.

In der Konstruktionswertung liegen wir denke ich mal nicht so schlecht. Wenn das jetzt noch mit Rookie of the year klappt 🙂

IMG_2590 IMG_2594 IMG_2595

Ich zurre die Teile noch nicht fest, richtig montiert wird erst alles in Oceanside, Hauptsache ich habe jetzt eine brauchbare Löung und wieder ein Problem abgehakt.

Es ist mittlerweile schon halb vier. Ich habe ganz vergessen was zu essen. Allerdings bin ich komplett durchgeschwitzt. Die Sitze im Auto sind so heiß geworden, dass ich nicht mehr darauf sitzen kann, ich muss Jacken über die Sitzfläche legen. Wenn ich mich so in ein Klima gekühltes Restaurant setze, dann kann ich die Erkältung gleich mitbestellen. Drive Through gibt’s auf der Strecke nur Burger King usw., so hole ich mir hektisch ein Sandwich im MiniMart und fahre Richtung San Diego.

Ich bin immer noch schweißdurchtränkt, wenn ich jetzt die Klima im Auto anmache verkühle ich mich, wenn ich sie auslasse bleibe ich schweißdurchtränkt. Catch 22. Ich entscheide mich für die klebrige aber nicht krank machende Variante.

Die Landschaft Richtung San Diego ist schon interessant, von 12m unter Meereshöhe bin ich bald bei 1000 Fuß, dann bei 2000, 3000 und schließlich über 4000 Fuß Höhe (immerhin über 1200 Meter). Die Berge sehen teils aus wie aufgeschüttete Geröllhalden . Aus dem Radio gibt es dazu erst Rockmusik, dann Smoothjazz.

IMG_2600

IMG_2603

In San Diego komme ich ziemlich genau zur Rushhour vorbei, aber es geht noch, stehe nur so ca. 15 Minuten im Stau, dann fließt es teils zäh, aber es fließt.

IMG_2606

Noch ist der Stau nur auf der anderen Seite

IMG_2608

San Diego Rushhour, staut sich gerne mal sechs- bis achtspurig

Je näher ich Oceanside komme, desto besser fühle ich mich. Bzw. fühle ich mich anders, qualitativ kann ich es gar nicht so recht einordnen. Jedenfalls ein deutlicher Unterschied zu meiner ersten Ankunft hier vor 10 Tagen. Mein Unterbewusstsein nimmt also schon war, dass der Rennstart näher rückt.

Mein Bewußtsein allerdings nicht. Das ist mit Problemlösungen beschäftigt. Und das nächste Problem kommt dann auch gleich.

Im Hotel angekommen bekomme ich statt Doubleroom mit zwei Kingsizebetten und Poolblick ein Single Kingsize mit sonstwas Blick. Ist mir eigentlich volkommen egal, aber wenn schon die Buchung nicht stimmt, dann ist das kein gutes Zeichen.

So checke ich gleich die restlichen Buchungen für das Team und es stimmt nichts. Viel zu wenig Zimmer und die Daten stimmen auch nicht.

Ich hatte sowas geahnt. Ich habe nämlich insgesamt vier verschiedene Buchungen und eine davon auch noch geändert. Das sowas eine Hotelrezeption schon mal überfordern kann kenne ich von meinen Kolleginnen und Kollegen zur genüge.

Dabei ist das der einzige Job den eine Hotelrezeption wirklich machen muss, die Buchungen korrekt zu verwalten. Gast kommt, bucht Zimmer und fährt am nächsten Tag wieder, das kann jeder. Aber Gast kommt, bucht 3 Monate später nochmal, zu unterschiedlichen Terminen, bucht ein Zimmer dazu und storniert drei Nächte bei drei anderen Zimmern – kann auch eigentlich jeder, nur die Jungs hier im Oceanside Inn nicht.

Ich gehe erst mal Duschen und Gepäck auf’s Zimmer schleppen. So langsam bekomme ich Hunger, aber das muss ich erst mal klären.

Ich gehe also erneut zur Rezeption, mit meinen Buchuchgsbestätigungen und obwohl ich mir alle Mühe gebe ist der gute Mann komplett überfordert. Nach einer halben Stunde, nachdem er eine Buchung gefixt hat fällt er aus allen Wolken als ich zum zehnten Mal erkläre, dass ich weitere Zimmer auf weiteren Reservierungen habe. Dabei habe ich ihm die Nummern schon fünfmal in seinen Block diktiert.

Schließlich meint er booking.com habe da Mist gebaut und zeigt mir stolz den Beleg von booking.com Nur steht da alles völlig korrekt drauf. Die haben im Hotel bei der Modifikation einer Reservierung die anderen teilweise gecancelt und geändert. MAN SIND DIE DOOF!

Sorry, aber das musste mal raus. Ich drucke ihm nochmal alle Bestätigungen aus, er will sich mit booking.com in Verbindung setzen. Das wird noch eine spannende Diskussion, denn zu dieser Zeit ist eh alles ausgebucht.

Mittlerweile ist es halb neun, ich sag ihm er soll’s klären, ich muss jetzt erst mal was essen. Ich fahre zum Hello Betty Fish House, das ist direkt bei Betty’s Lot wo wir am Montag die Inspektion haben. Da habe ich vor zehn Tagen lecker Lachs gegessen, und genau das brauche ich jetzt auch. Brav ziehe ich einen Parkschein, nochmal $58 Strafe brauche ich wirklich nicht 😉

Die Kälte hier in Oceanside ist schockierend. Hier ist es so kalt wie im tiefgekühlten Starbucks in Brawley, aber zur Erholung tut das auch mal ganz gut. Vor allem gibt es hier frische Luft von der See, die bestimmt nach Meer riecht. Leider nimmt meine Nase das nicht wahr. Aber ich kann es auf der Haut spüren.

IMG_2611

War ein anstrengender Tag. Morgen wird weiter gekämpft, um 8:30 Uhr habe ich einen Termin mit dem Hotelmanager. Das wird spannend.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 steilberghoch

Thema von Anders Norén