steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

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Dieses Blog heißt steilberghoch.com und ist hauptsächlich mein persönliches „Pass Tagebuch“. Alles was nichts mit den Anstiegen und dem Radfahren an sich zu tun hat bleibt üblicherweise außen vor.

Da aber der Pico Veleta für deutsche Radfahrer doch ein eher exotisches Ziel ist, und jeder der von weit her anreist und die drei Anstiege unter die Reifen nimmt sicherlich die Gelegenheit zur Besichtigung von Granada nutzen wird, hier mal ein Posting über einen radfreien Tag.

Schonen schön und gut, aber im Bett liegen bleiben wollte ich dann doch nicht, so habe ich mich ins Taxi gesetzt und bin erst mal zur Kathedrale gefahren. Zum einen weil das der Ort ist, den ich dem Taxifahrer am einfachsten erklären konnte, zum anderen weil ich, wie die Leser des GB-Tour Blogs sicher wissen, ein Faible für mächtige Sakralbauten habe.

Die Fahrt vom Stadtrand durch Wohngebiete hindurch vermittelt einen Eindruck vom pulsierenden Leben hier in Granada. Es wird viel gebaut, der Verkehr ist einer Großstadt würdig, alles wirkt sehr lebendig. Von außen sieht es nicht so aus, als würde es Granada so schlecht gehen wie das von Spanien allgemein im Moment behauptet wird.

Die Strecke entspricht anfangs übrigens genau der Strecke zum Krankenhaus, die ich letztes Jahr ebenfalls mit dem Taxi zurückgelegt habe, so dass einige unangenehme Erinnerungen in meinem Kopf umherschwirren.

An der Kathedrale angekommen, zahle ich gerade einmal 8 Euro inkl. Trinkgeld für die Fahrt, also Taxifahren ist in Granada recht günstig.

Die Kathedrale sieht von außen zwar interessant aus, aber bei weitem nicht so imposant wie viele der riesigen Bauten dieser Art, die ich schon besichtigt habe.

Von innen ist sie aber sehr wohl beeindruckend und vermittelt dieses erhebende Gefühl, dass sich aus der enormen Raumhöhe und der typischen Gestaltung ergibt.

Dabei unterscheidet sie in der Raumaufteilung innen deutlich von vielen anderen Kathedralen.

Mächtige Orgelinstallationen und Bereiche mit beeindruckender künstlicherer Gestaltung dürfen natürlich nicht fehlen.

Nach dem Besuch der Kathedrale schlendere ich etwas durch die Innenstadt. Um die Kirche herum gibt es sehr viele Gewürzhändler und natürlich auch Souvenirshops, aber die Preise sind insgesamt recht moderat und es gibt wenig Chinaschrott, sondern meist wirklich lokale, zumindest für Andalusien typische Dinge zu kaufen.

Der Bereich rund um die Kathedrale ist wirklich sehenswert. Ein kleiner Bazar, der einem marokkanischen Souk ähneln soll (ist mir so nicht aufgefallen), viele schmale Gassen mit teils interessanten kleinen Geschäften und immer wieder ein Platz, wo es Cafés oder Restaurants gibt.

Allzuviel wandere ich nicht umher, schließlich will ich mich ja auskurieren, und obwohl es angenehm warm ist friere ich. So mache ich erst mal Pause und esse zu Mittag. Das Essen ist gut und fair bepreist. Vor allem ist es hier nicht so streng mit den Essenszeiten. Man ist schon auf den Tourismus eingestellt. Sowas wie in Frankreich kann einem hier nicht passieren, auch wenn die hier lebenden Menschen einen völlig anderen Lebensrhythmus haben als wir Deutschen. (Allerdings ist es praktisch völlig unmöglich z.B. um sechs Uhr abends außerhalb des Zentrums schon essen zu gehen, mehr als einen Café wird man da nicht bekommen.)

Ich schlendere anschließend noch etwas durch das Zentrum der Stadt. Der Eindruck von der pulsierenden, lebhaften aber sympathischen Großstadt (Granada hat rund 240.000 Einwohner) verstärkt sich. Auffällig ist, dass es überall Cafés gibt wo man draußen, aber im Schatten sitzen kann, und dass diese auch meist gut besucht sind.

Die größte Attraktion Granadas ist aber das maurische Erbe der Stadt, vor allem der Nasridenpalast auf der Alhambra, der Garten Generalife ebendort und die gegeüberliegende maurische Altstadt Albayzin.

Alles UNESCO Weltkulturerbe. Die Alhambra ist eines der meistbesuchten touristischen Ziele weltweit. Der Eintritt ist recht bürokratisch geregelt um der Touristenströme Herr zu werden. So bekommt man die Tickets nur für feste Eintrittszeiten, muss sie manchmal recht lange vorher kaufen, bzw. sehr lange am Ticketschalter anstehen.

Da ich im Winter 2008 schon mal da war und es wie gesagt kaum möglich ist spontan dort ein Ticket zu erwerben, habe ich nicht die Absicht mir das nochmal anzuschauen. Beschließe aber trotzdem zur Alhambra hochzufahren und dort einen Café zu trinken und die Aussicht auf die Stadt etwas zu genießen.

Der Taxifahrer setzt mich direkt vorm Ticketschalter ab und ich bestaune erst mal die Schlange von ca. 120 Metern länge (Dreierreihe). Aus Neugier laufe ich an der Schlange vorbei an die Ticketautomaten wo man per Kreditkarte kaufen kann, aber wie zu erwarten kann man für heute (zwei Einlasszeiten gibt es noch) keine Tickets mehr erwerben.

Da kommt ein amerikanischer Tourist auf mich zu, hält sechs Karten in den Händen und meint er hätte nicht gewusst, dass der Eintritt so spät ist und er müsse jetzt zum Flughafen, ob ich nicht eine Eintrittskarte bräuchte.

Zuerst bin ich etwas misstrauisch, gerne wird man an solch touristischen Orten ja mal abgezockt, aber offensichtlich hat er echte Tickets und zwar für die komplette Anlage inklusive Nasridenpalast. Und er will nur 10 Euro dafür haben.

So kommt es, dass ich mich doch nicht komplett schone heute, sondern schon ein paar Laufkilometer zurücklege, denn diese Gelegenheit die Alhambra nochmal im Warmen zu erleben (letztes mal im Dezember 2008 habe ich elend gefroren) kann ich mir nicht entgehen lassen.

Da die Einlasszeiten für den Nasridenpalast, die Hauptsehenswürdigkeit, streng festgelegt sind schaue ich mir erst den Generalife an, eine schöne Gartenanlage, wobei die Bauwerke dort schon andeuten was einen im Nasridenpalast erwartet.

Man legt auf der Alhambra, also der kompletten Anlage, schon einige Kilometer zurück. So geht es dann über einen Graben, zunächst durch eine Parkanlage, vorbei an einem ehemaligen Kloster in dem jetzt ein Hotel untergebracht ist, zum Palast Karls V. Ein krasser Gegensatz zur feingliedrigen, filigranen Qualität der maurischen Bauten. Das Gebäude wirkt sehr massig, fast brutal in dieser Umgebung, in die es später hineingebaut wurde.

Dann geht es durch ein Tor auf die Festung Alcazaba. Von hier hat man zunächst einen wunderbaren Blick auf die maurische Altstadt Albayzin.

Und wenn man den Torre de la Velo besteigt, einen Wehrturm der am äußersten Ende der Festungsanlage über der Stadt thront, dann hat man einen fantastischen Rundblick. Man kann über die gesamte Stadt und weit darüber hinaus blicken. Traumhaft schön.

Und auch in Richtung der Sierra Nevada kann man schauen, die sich mächtig dort auftürmt überragt vom Pico Veleta. Eigentlich wollte ich ja heute genau andersherum blicken, eben vom Gipfel des Veleta auf Granada, aber auch das hier ist beeindruckend.

Und dann ist es endlich soweit. Noch ein bisschen anstehen, dann ist meine Einlasszeit für den Nasridenpalast gekommen.

Von außen sieht der völlig unscheinbar aus, das könnte ein X-beliebiges Gebäude sein, aber von innen präsentiert sich maurische Baukunst in voller Blüte. Es sind letztlich die Details, die dieses Bauwerk ausmachen, so dass der Besuch eher etwas meditatives hat.

Man könnte schon in den ersten Räumen Stunden damit verbringen zu erfassen, was hier an architektonischer und künstlerischer bzw. handwerklicher Leistung zu sehen ist.

Mit jedem Raum soll sich der Eindruck steigern, das war der Plan der Erbauer, und der geht voll auf.

So unglaublich viele Details gilt es zu erfassen, kein sich aufdrängender Prunk, sondern manchmal sind die aufwändigsten Arbeiten regelrecht versteckt.

Da ich so spontan hier gelandet bin habe ich die Kamera nicht dabei, so dass ich mit der Handykamera fotografiere. Aber einen groben Eindruck kann vielleicht auch das vermitteln.

Hier also ein paar Impressionen aus der Alhambra:

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