steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Rad am Ring 24h Viererteam – Das Rennen

Es ist ziemlich früh, als ich ziemlich gerädert aufwache. Im Sprinter auf dem Boden war es doch ziemlich eng. Aber warm genug war es…

Bis zum Rennstart ist es noch etwas Zeit und wir können nach dem Frühstück in Ruhe die Startnummern anbringen und die Räder vorbereiten. Auch eine Aufwärmrunde auf der Grand Prix Strecke gönne ich mir noch.

Wir sind insgesamt zwei Vierer Mixed Teams und ein Männer Zweierteam. Allerdings gibt es bei Rad am Ring seltsamerweise keine Mixed Wertung, so dass wir eigentlich drei Männerteams sind.

Ich fahre mit Meike, Kathleen und Martin. Wir wollen immer eine Runde fahren und dann wechseln, das sollte die schnellste Variante sein. Nachts schauen wir dann ob wir die Taktik ändern. Mir scheint es etwas als ob ich der einzige bin, der die optimale Zeit herausholen will, die anderen gehen das Ganze recht relaxt an. Aber vielleicht wollen sie sich auch einfach keinen Druck machen. Für mich ist es aber bei allem Spaß natürlich auch Wettkampf, fahre ich Rennen, fahre ich Rennen. Also der der fährt gibt alles und kämpft, die anderen drei haben in der Zeit Spaß und sind relaxt. Mal schauen wie wir zusammenkommen.

Aber das geht problemlos, die anderen drei sind ja auch Radsportler und wollen schon ihr bestes geben und ich bin in der aktiven Regenerationsphase nach dem RAAM sicher auch etwas relaxter mit Optimierung und Kampf als normal…

Meike übernimmt die Startrunde. Vorher war sie noch etwas skeptisch, jetzt rast sie gerade in der Spitzengruppe an uns vorbei. Steffi, die beim zweiten Viererteam den Anfang macht ist ebenfalls nicht weit dahinter.

Das zweite Team besteht aus Steffi, Sabine, Michael und Ingo. Ich habe jetzt erst mal Zeit und kann essen, schlafen oder sonst was machen, denn ich komme erst als dritter Fahrer dran. Schon etwas ungewohnt…

Nach weniger als einer Stunde ist Meike wieder am Zelt. Sensationell, bei aller Skepsis hat sie doch ganz schön draufgehalten und ist einfach möglichst lange drangeblieben. Auch die Abfahrten ist sie gleich voll gefahren, ohne Eingewöhnungsrunde. Respekt!

Als zweiter geht Martin auf die Strecke, er kündigt eine Stunde als Fahrzeit an, da er lieber gleichmäßig über alle Runden hinweg fahren will. Meine Theorie ist ja bei diesem Format: Vollgas und dann drei Stunden erholen, das wird schon.

Aber auch jetzt dauert es keine Stunde und ich kann meine Theorie gleich in der Praxis ausprobieren. Die offiziellen Rundenzeiten weichen etwas von unseren internen Messungen ab, da die ja an der Start- / Ziellinie gemessen werden und wir natürlich ein paar Kilometer weiter an unserer Wechselzone messen.

Aber egal, jetzt sitze ich auf dem Rad und muss Vollgas geben. Ich habe keine Ahnung was ich so drauf habe, hoffentlich kann ich einen vernünftigen Beitrag für das Team leisten.

Auf der Grand Prix Strecke geht es erst mal ein Stück bergab wo ich gleich versuche mir ein Hinterrad zu suchen, aber erst mal fahren die alle langsamer. Auch in dem ersten Anstieg halte ich erst mal sinnlos drauf, ich darf hier nirgendwo zurücknehmen, die Runde ist kurz und hinterher kann ich mich gleich wieder ausruhen.

Dann biegt die Strecke ins Fahrerlager ab und ich muss erstmals gegen den garstigen Gegenwind fahren. Auch hier niemand mit dem ich mir Arbeit gegen den Wind teilen könnte.

Dann geht es über zwei scharfe 180° Kurven auf die Zielgerade in Gegenrichtung und man fährt an den Boxen vorbei. Ich finde keine Mitstreiter und knalle einfach was geht um dann nach einem kurzen Stück GP Kurs endlich auf die Nordschleife abzubiegen. Kurz muss man etwas berghoch ochsen, dann kommt die erste geile Abfahrt.

Jetzt folgen einige Bergabpassagen, unterbrochen von flachen Stücken oder leichten Gegenanstiegen. Das Ganze gipfelt dann in der Abfahrt durch die Fuchsröhre. Meike hat hier 97 km/h geschafft, ich komme nur auf gut 88 km/h, noch immer kein Windschatten und mit 50-11 kann ich nicht sonderlich reinbeschleunigen in die Abfahrt. Aber egal, macht trotzdem Spaß. Das Feld ist auch schon weit auseinander gezogen, so dass man viel Platz hat. In den Gegenanstieg kann ich schön „reinknallen“ und muss nur dreimal runterschalten, das wird in späteren Runden möglicherweise anders sein.

Auch im weiteren Verlauf ist die Strecke noch angenehm zu fahren, ich beame mich von Hinterrad zu Hinterrad ohne einen Mitstreiter für längere Zeit zu finden. Dann erreiche ich irgendwann Kilometer 11. Ab hier geht es jetzt recht lange nervig bergauf. Das weiß ich noch aus 2015. Ich versuche eher so bei 340 Watt zu fahren, meine Schwelle liegt ja im Moment nur bei 300 Watt, aber die Werte sind sowieso insgesamt seltsam nach dem RAAM. So fühlt es sich auch völlig anders an als sonst, es ist als ob Beine und Kopf völlig getrennt Anstrengung fühlen und die stimmt auch nicht immer überein. Wirklich ein sehr seltsames Gefühl.

Aber ich komme ganz gut vorwärts, mit hoher Trittfrequenz kurbele ich mich durch das Feld, die Schnellen haben mich noch nicht eingeholt, wir sind ja erst in der zweiten Runde, so dass ich die Motivation für den Berg alleine aufbringen muss, gelingt mir aber gut. Auch wenn ich das Schild „Klostertal“ genauso wenig leiden kann wie 2015 beim Solo fahren.

Der Weg bis zur hohen Acht zieht sich länger als gedacht, was mir Zeit gibt über meine Abfahrten nachzudenken, mehrmals habe ich dort gebremst, obwohl ich wusste, dass es eigentlich nicht sein muss. Ich muss doch immer erst mal eine Runde fahren bevor ich alle übermäßige Vorsicht fallen lasse. Wundert mich jetzt, gerade nach dem RAAM ist einem eigentlich beim Abfahren immer alles egal, war nicht nur meine Erfahrung nach 2014. Vielleicht habe ich doch schon etwas abgeschlossen mit dem Rennradfahren. Beim Ötzi muss ich dann aber nochmal vernünftig abfahren, sonst gibt es keine gute Zeit.

Aber jetzt wo ich mich hier die hohe Acht hocharbeite sehe ich sowieso keine gute Zeit beim Ötztaler…

Dann geht es aber erst mal wieder bergab und es macht tierisch Spaß aus den Abfahrten in die Gegenanstiege zu donnern.

Das Stefan Bellof S nervt nochmal etwas weil‘s doch ziemlich berghoch geht, dann geht es aber länger geradeaus, und gegen den Wind. Ich finde zwar ein paar Mitstreiter aber nicht so richtig, muss selbst viel führen und hätte die Gruppe insgesamt gerne schneller.

Am Anstieg auf die Zielgerade ziehe ich weg und fahre an den Tribünen vorbei alleine gegen den Wind. Dann die schöne Kurve aus der man mit Rückenwind rauskommt, jetzt kann man nochmal alles geben, es ist nicht mehr weit bis zum Wechsel. Drei Kurven und nochmal gegen den Wind, Rechtskurve 180° aber weit, also Vollgas, mit Rückenwind in die letzte Kurve und dann sehe ich auch schon Kathleen dort stehen. Ich übergebe den Transponder und rolle aus. 48 Minuten, war dann doch ganz ok. Vor allem ohne brauchbares Hinterrad. Die zweite Runde sollte vielleicht noch schneller gehen wenn es gut läuft.

Jetzt kann ich erst mal in Ruhe was essen und lege mich dann etwas hin. Was für ein geiles Gefühl, es ist ein bisschen so wie wenn der Wecker morgens klingelt und man merkt es war ein Versehen, weil es ja Sonntag ist und man weiter schlafen kann.

Viererteam gefällt mir bis jetzt! Ich bin gespannt was Kathleen für eine Zeit fährt. Denn wenn sie durch ist, können wir sehen ob wir 24 Runden fahren können. Und nach ziemlich genau einer Stunde hat sie die Runde absolviert. Hammer. Wir sind ein wirklich gutes Team, wenn wir die Zeiten halbwegs halten können, schaffen wir die 24 Runden locker.

Auch das zweite Team ist ähnlich unterwegs die sind sogar ein ganzes Stück schneller, werden aber wohl auch so bei 24 Runden landen, wenn alles glatt geht. Jörg und Thomas die das Zweierteam stellen legen verdammt schnelle Zeiten vor, die erste Runde niedrige 40er Zeit, dann niedrige 50er, dabei haben die beiden natürlich nicht mal eine Stunde Pause, während wir im Viererteam fast drei Stunden Pause haben.

Die zweite Runde geht dann auch bei mir ähnlich gut wie die erste. Anfangs habe ich zwar wieder keine Mitstreiter, aber die Power ist genauso wie beim ersten Durchlauf und ich bremse in den Abfahrten nicht mehr sinnlos, nur noch wenn ein andere Fahrer im Weg ist, was zum Glück nur einmal vorkommt.

Auf dem Weg zur hohen Acht spricht mich jemand an. Da ich kurzfristig eingesprungen bin und erst vor Ort an-, bzw. der Teamfahrer umgemeldet wurde, steht auf meiner Startnummer „Christian“ als Name. Nun spricht mich jemand an und meint du bist nicht Christian, sondern Guido. Ich bin zunächst etwas verwundert, und es stellt sich raus, dass der andere Fahrer das Race Across America verfolgt hat und mich tatsächlich wiedererkannt hat. Gerne hätte ich jetzt etwas über das RAAM gequatscht, aber wir quälen uns gerade die hohe Acht hinauf und ich will mein Tempo natürlich halten. Trotzdem eine nette Begegnung.

Auch diesmal ist der Anstieg gut zu bewältigen und nachdem ich die ersten Abfahrten und Gegenanstiege danach reicht alleine fahren, findet sich ab dem Bellof S auch eine halbwegs brauchbare Gruppe. Könnte etwas schneller sein, aber besser als nix. Und so kann ich den Umlauf in 47 Minuten beenden und wieder an Kathleen übergeben.

Auch jetzt kann ich die Pause wieder genießen. Meike wollte schon nach der ersten Runde „keine weitere Runde mehr fahren“, hat in der zweiten aber eine super Runde in gut 1:04 h hingelegt. Subjektives Belastungsempfinden und objektive Leistung scheinen etwas auseinander zu klaffen, ich bin jetzt aber sehr zuversichtlich, dass sie sechs Runden in der Kategorie durchziehen kann.

Martin hält sich diesmal ziemlich genau an seine eigene Vorgabe und fährt knapp unter einer Stunde und Kathleen fährt wie ein Uhrwerk wieder genau eine Stunde. Ich bin echt beeindruckt von den Mädels, die vorher ziemlich auf Understatement gemacht haben wegen der Anstiege und jetzt ziemlich souverän fahren. In der Mixed Team Wertung könnten wir echt was reißen, es gibt nur keine. Wirklich seltsam. Aber ich kann auf der Website unsere Platzierung so auf die Schnelle eh nicht finden, die Ergebniswebsite ist etwas ätzend zu bedienen. Auch das Tracking mit der App, dass das andere Team ausprobiert funktioniert irgendwie nicht. Schade eigentlich, denn so muss man eher etwas früher in der Wechselzone stehen, damit man den anderen Fahrer nicht verpasst. Wir machen uns letztlich eine Liste und schreiben die Übergabezeiten auf, so können wir grob abschätzen wann wir dran sind.

Bis jetzt habe ich mich zwar mal hingelegt aber nicht geschlafen. Nach dem Stint nehme ich ein Sponser Recovery und esse meine geliebten Forticreme Puddings. Da ich aber auf der Runde selbst bei 285 Watt im Schnitt nicht mal ganz 800 Kalorien verbrauche ist die Ernährung kein Problem. Ganz anders als beim Solo fahren. Ich muss also aufpassen, dass ich hier am Wochenende nicht zunehme. Vor allem da es mehrere Varianten Streuselkuchen gibt…

Die dritte Runde fahre ich nun in der Nacht. Es ist dunkel, aber meine Beleuchtung strahlt ausreichend hell. Auch die Rücklichter der anderen dienen als Orientierung. Ein Teil der Abfahrten ist zusätzlich ausgeleuchtet. Passt schon. Dumm nur, dass ich diesmal gar kein brauchbares Hinterrad finde. Die Einzelfahrer sind jetzt schon ziemlich platt und langsam, einige Teamfahrer auch und die schnelleren, die mich ziehen könnten hole ich logischerweise nicht ein, und ich habe auch nicht das Glück, dass von hinten einer kommt wo ich mich dranhängen könnte.

Ab Kilometer 11 ist es gewohnt garstig, aber im Dunkeln auch interessant. Vor mir eine lange Reihe wackelnder, roter Lichter.

Hohe Acht geht noch immer gut, ätzend ist nur der Rückweg bis Start/Ziel. Alles voll im Wind. Mist! So fällt die Zeit mit 49 Minuten auch wieder langsamer aus. Allerdings bin ich froh ohne Hinterräder noch unter 50 Minuten geblieben zu sein.

Im Dunkeln ist die Übergabe natürlich nicht ganz so smooth, da Kathleen mich ja nicht kommen sieht und ich auch nicht viel sehe außer dem leuchtenden Weihnachtsmann der als Erkennungszeichen vor unserer Wechselzone steht.

Diesmal schlafe ich etwas nach dem Essen. Dann trabe ich zu den Toiletten an den Boxen, die, dass muss man wirklich mal lobend erwähnen, auch nachts immer sauber gehalten werden und wirklich tiptop sind. Auf dem Rückweg gönne ich mir in der Cafeteria einen Kamillentee. Die ist nachts ziemlich leer. Die meisten versorgen sich selbst, so wie wir eigentlich, und einige schlafen auch tatsächlich nachts, selbst Solofahrer. Finde ich etwas seltsam bei einem 24 Stunden Rennen…

Ich muss mich dann aber beeilen, dass ich den Wechsel nicht verpasse. Wieder ins doch immer noch etwas nasse Radtrikot schlüpfen, die klamme Mütze aufziehen, die klammen Handschuhe, Radschuhe an und dann an den Streckenrand gestellt und gewartet.

Martin kommt recht pünktlich, ich starte in den frühen Morgen hinein. Licht habe ich noch dabei. Wieder findet sich erst mal niemand mit dem man so richtig zusammenarbeiten könnte, dann habe ich aber doch zwei Mitstreiter, allerdings nur bis Kilometer neun. Im Klostertal liegt die Morgenschwere auf den Radfahrern, keiner redet was, das Tempo ist teils sehr sehr langsam, mit den leicht wackelnden Rücklichtern sieht es aus wie eine Zombieprozession…

Ich komme eigentlich noch ganz gut die hohe Acht hoch, und muss aber bis hinters Stefan Bellof S alleine fahren, dann aber finde ich einen Mitstreiter. Er fährt mir nochmal kurz weg an einem kleinen Anstieg wartet aber auf mich, denn jetzt kommt die lange Gerade mit Gegenwind, da wäre es unklug alleine zu fahren. Wir teilen uns die Arbeit recht gut, gegen Ende bin ich etwas stärker und ziehe ihn den letzten Anstieg vor der Zielgeraden hinauf. Und nehme dann auch die Gegenwindpassagen im Grandprixkurs. Wir verabschieden uns, denn er wechselt etwas früher. Das war wirklich klasse. So schaffe ich mit Hilfe meines temporären Partners noch 51 Minuten, habe jetzt doch etwas nachgelassen.

Bei strahlendem Sonnenschein kann ich an Kathleen übergeben. Am Zelt ist der Frühstückstisch gedeckt. Beeindruckend was die Rüsselsheimer hier aufgefahren haben.

Ich kann mich gut an das Gefühl beim Solofahren erinnern, die Runde in die Morgendämmerung hinein ist eigentlich immer ganz schön, aber in die Zombieprozession zur hohen Acht hätte ich sicher gut reingepasst. Aber auch mit der Pause beim Teamfahren muss man erst mal auf Touren kommen, so eine dreiviertel Stunde Schlaf kann auch müde machen.

Aber jetzt ist ja wieder Tag und ich habe zweimal, wenn auch nicht lange, geschlafen. Ein Luxus gegenüber dem Solo fahren, und so unglaublich entspannt gegenüber dem was ich gerade beim RAAM hinter mich gebracht habe. Es ist noch nicht lange her, aber ich kann mir schon nicht mehr vorstellen wie man sowas durchstehen kann, auch wenn ich es selbst gemacht habe.

Das andere Viererteam hat in der Nacht zwei Runden pro Fahrer gemacht, dadurch konnten die Pausierenden theoretisch fast sechs Stunden schlafen. Wir haben auch erst darüber nachgedacht, es aber dann verworfen. Was ich gut finde, denn ich glaube in der zweiten Runde verlieren die anderen drei bis fünf Minuten, was sich über vier Fahrer so addiert, dass wir unseren Rückstand aufholen könnten. Dabei habe ich die anderen aber unterschätzt. Sie verlieren nicht so viel auf der zweiten Runde und wir lassen natürlich jetzt auch die ein oder andere Minute nach, so dass wir den Rückstand nicht aufholen können. Außer mir scheint es aber auch niemand zu interessieren, die nehmen das ganze einfach zu locker, spaßig um auch nur einen internen Wettkampf daraus zu machen.

Ich nehme es natürlich auch locker, will aber trotzdem schneller sein als egal wer auch immer. Immer das maximal Mögliche herausholen, das bedeutet Wettkampf für mich. Frage mich nur gerade, ob ich das auf meiner Runde geschafft habe. Kopf und Beine sind immer noch seltsam unverbunden. Könnte ich mich nicht noch etwas mehr quälen, immerhin ist die Runde ja nur ca. 50 Minuten lang, da müsste ich im Schnitt deutlich über der Schwelle fahren können, es kommen aber nur noch 270 Watt bei rum. Wobei natürlich in den Abfahrten die Leistung null beträgt und ich das in den Anstiegen nicht komplett ausgleichen kann, dann müsste ich wohl 380 Watt oder mehr treten, das geht auf keinen Fall dauerhaft.

Naja, auf jeden Fall interessant. Zwei Runden habe ich ja noch! Die fünfte Runde tut dann doch etwas weh. Der erste Anstieg auf der Grand Prix Strecke fühlt sich jetzt schon nicht mehr so gut an. Dabei merke ich aber, dass meine Laktatbildungsrate momentan so sensationell niedrig ist, ich bekomme überhaupt keine „dicken Beine“ oder so, ich spüre eigentlich nix in den Beinen, ist alles nur im Kopf. Ein wirklich seltsames Gefühl.

Der Wind hat aufgefrischt. Und es wird wieder eine Alleinfahrt. Die einzige Chance auf ein gutes Hinterrad bietet sich bei Kilometer 11. Eine Dreiergruppe fährt an mir vorbei. Aber die kommen zu früh. Ab der hohen Acht hätte ich sie halten können. Hier keine Chance, sind nur einen Hauch zu schnell, aber hier im Anstieg fahren sie langsam davon. Ein halber km/h, aber es nützt nichts, gaanz laaangsaam fahren sie mir weg.

Mist, ich ärgere mich den ganzen Berg hoch bis zur Verpflegungsstation an der hohen Acht. Aber es hilft nichts. Den Rest der Strecke muss ich wieder alleine kämpfen. Auf der langen Geraden versuche ich mich von Hinterrad zu Hinterrad zu beamen um etwas dem Gegenwind zu entgehen, aber so richtig viel bringt das nicht. Trotzdem wird es dann wieder eine 51er Zeit. Ist ok, auch wenn ich natürlich gerne mal wieder die vier vorne gesehen hätte. Aber das habe ich Solo nicht mehr drauf, dafür brauche ich Glück mit einer Gruppe.

Ich übergebe wieder an Kathleen. Die Zeiten meiner Mitstreiter sind natürlich auch etwas gefallen, wobei Kathleen wie ein Uhrwerk 1:05 fährt, Martin etwas schwankender um 1:05 und Meike trotz mehrmaligem „ich hör‘ jetzt auf, das war meine letzte Runde“ pro Runde nur ca. zwei Minuten verliert und damit immer noch starke Zeiten hinlegt.

Wir liegen also ziemlich locker im Zeitfenster um die 24. Runde vor 11:45 Uhr zu beginnen. Eine 25. werden wir aber nicht hinkriegen, d.h. was die Rundenzahl betrifft brauchen wir uns keine Gedanken machen, über die Zeit könnten wir noch Platzierungen gut machen. Aber außer mir würde das sicher keinen wirklich interessieren, so dass ich den Gedanken für mich behalte.

Ich schlendere nochmal in die Cafeteria und schaue mal nach den Ergebnissen, kann uns aber nicht finden auf den Monitoren. So gönne ich mir noch einen Kamillentee und probiere den offiziellen Streuselkuchen, ich muss ja schließlich einen Vergleich haben zu dem von Steffi und Simone.

Das „interne Duell“ hat das andere Team recht klar für sich entschieden. Ich bin auch etwas beeindruckt von Simones Rundenzeiten, die sollte viellicht mal Solo fahren… Aber auch Kathleen hätte bei der Konstanz mit der sie fährt vielleicht Chancen auf eine gute Platzierung bei den Solofahrerinnen.

Meike muss ich etwas überreden zur letzten Runde. Sie fühlt sich ziemlich platt und hat Angst, dass sie die hohe Acht nur noch schiebend bewältigen kann. Ich bin ziemlich sicher, dass diese Befürchtung völlig unbegründet ist. Sie ist viel zu stark gefahren bis jetzt, als dass sie in der letzten Runde so einbrechen sollte.

Macht sie dann auch nicht. Auch wenn sie nochmal ein paar Minuten verliert und sich etwas quälen muss, absolviert sie ihre sechste Runde für das Team TG Tria Rüsselsheim 1 recht souverän. Martin haut nochmal einen raus und fährt deutlich schneller als die Runde zuvor. Ich nehme mir vor nochmal unter 50 Minuten zu fahren. Anfangs läuft es etwas zäh und ein Idiot fährt mir nochmal dumm vors Rad, aber dann kommt die Power zurück. Es scheinen irgendwie wieder mehr Fahrer auf der Strecke zu sein. Ich beame mich von Hinterrad zu Hinterrad und finde sogar abschnittsweise Mitstreiter. Aber bis in den Anstieg nichts von Dauer. Im Anstieg ist dann sowieso eigenes Tempo angesagt und ich bin froh, dass ich Kesselchen, Klostertal und letztlich hohe Acht zum letzten mal fahre.

Im folgenden Abschnitt tut sich auch nicht gerade eine richtig gute Gruppe auf, aber ich nutze eine, die eigentlich etwas zu langsam ist, um für die letzten beiden Anstiege vor der Zielgeraden meine Kraft zu sparen, und dann nochmal alles zu geben. Dann haue ich nochmal raus was geht. Allerdings ist der Wind auf der Zielgeraden und den Gegenwindpassagen auf dem Grand Prix Kurs doch recht stark. So messe ich 50:05 Minuten für die letzte Runde, Ziel knapp verpasst. Aber egal, immerhin nochmal schneller als die letzten beiden und insgesamt bin ich recht konstant gefahren.

Jetzt nur noch raus aus den Radklamotten. Wir verzichten darauf die letzte Runde komplett alle vier zu fahren, ist uns zu anstrengend. Wir wollen uns nur an die Zielgerade stellen und die letzten Meter dann zu viert über die Ziellinie fahren.

Das andere Team fährt aber die letzte Runde zusammen und macht nochmal Rast an der hohen Acht, der Verpflegungsstation, wo es auch Wurst gibt. Ich fahre mit Martin und Meike zur Startlinie, Steffi vom zweiten Viererteam schließt sich auch noch an, die wollte dann doch nicht nochmal die komplette Runde drehen.

Wir warten auf Kathleen, es dauert eine ganze Weile und auf der Zielgeraden ist mächtig was los, weil viele Teams das so machen. Leider trudeln dann einige schon in Gruppen auf der Strecke rum, während andere noch echtes Racing machen, kann mich an 2015 erinnern, da musste ich mir den Weg freibrüllen, finde ich etwas suboptimal.

Anyway, als Kathleen kommt fahre ich mit Martin los Meike bleibt aber stehen, sie meint wir hätten vereinbart mit beiden Teams gemeinsam über die Ziellinie zu fahren, was ich nicht mitbekommen habe. Finde ich auch etwas seltsam, denn dann ist natürlich die letzte Rundenzeit hinüber. Das finde ich etwas unsportlich, denn schließlich sollte doch jeder Fahrer und jedes Team sein bestes geben. Aber egal, jetzt ist es eh zu spät, aber Meike protestiert und fährt nur unwillig los, und es gibt Diskussion, so dass wir den schönen Moment gemeinsam über die Ziellinie zu fahren überhaupt nicht genießen können. Ärgert mich etwas, denn wir haben echt gut zusammengearbeitet und jeder hat super gekämpft und wir haben mit 24 Runden richtig was abgeliefert.

Kurz nach uns trifft dann auch das zweite Team ein, die stehen durch ihre Pause an der Verpflegungsstation jetzt hinter uns in der Ergebnisliste obwohl sie eigentlich schneller waren. Aber das Rennen ist erst an der Ziellinie zu Ende, alles andere erscheint mir völlig unlogisch. Rad am Ring hat da aber seine eigenen Gesetze und es gibt eben auch die Philosophie mit der Ehrenrunde, die aber ja nur während der Zeitnehmung möglich ist.

Hinter der Ziellinie gibt es noch kurz Diskussion, dann ist aber auch alles wieder in Ordnung. Denn schließlich hatten wir ein tolles Wochenende. Ich wurde herzlich aufgenommen und es waren durchweg nette Leute und gute Radfahrer. Vielen Dank, dass ich mitfahren durfte 🙂

Als aktive Regeneration war das genau die richtige Variante, obwohl ich zwischendurch ziemlich Lust hatte durchzufahren. Ich trauer mir am Ring so 23 bis 25 Runden zu, da hätte ich dieses Jahr ums Podium mit kämpfen können. Aber so habe ich noch ein paar nette Leute kennengelernt und konnte in jeder Runde Gas geben, auch eine schöne Erfahrung. Wie ich aber den Ötztaler sinnvoll bestreiten soll ist mir noch unklar, ich sehe mich noch nicht wirklich vernünftig einen Alpenpass hochfahren, geschweige denn vier davon.

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