steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Tag 15 Bath – Bristol – Gloucester

Wetter: morgens bewölkt, später Gewitter und Schauer 12 bis 15°
Tageskilometer: 85
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 1331
Tages-Fahrzeit :4:23 h
Gesamte Fahrzeit: 78:56 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 19,5km/h
Tageshöhenmeter: 577
Gesamt Höhenmeter: 17514
Maximale Steigung 16%
Maximalpuls: 152
Durschnittliche Pulsfrequenz: 118

Da die Museen und Sehenswürdigkeiten erst ab neun bzw. zehn öffnen, nutze ich die Zeit und frühstücke für die ganze Familie, für die ich ja auch bezahlt habe. (mache ich aber zugegebenermaßen jeden morgen, auch wenn ich „nur“ einen Singleroom habe…)

Der erste Abstecher gilt der berühmten Pulteney Bridge, die ich gestern ja nur im dunkeln gesehen habe.


Bath ist voll mit interessanter und „vornehmer“ Architektur. Im 18. Jh. war Bath sehr angesagt, und viele wohlhabende Leute verbrachten die Wintersaison hier, wegen der Thermalquellen. (das hatte sich dann für ungefähr hundert Jahre erledigt als ein Mitglied der königlichen Familie (Geoge IV) beschloss, dass Brighton der angesagte Ort ist.)

Um neun geht es dann in die Kathedrale, die hier schlicht Abbey heißt, weil es mal eine Abteikirche war. Ich mag besonders die Decke sehr. Da ich der erste Besucher bin habe ich die Kathedrale ganz für mich allein. Fühlt sich gut an, an so eine Privatkathedrale könnte ich mich gewöhnen, hier kann man sehr schön zu Ruhe kommen.




Danach besuche ich natürlich die Römischen Bäder. Bzw. das, was man davon wieder ausgegraben und restauriert hat. Die Darstellung und der Audioguide sind sehr gelungen. Das große Bad ist der eindrucksvollste Teil der heutigen Anlage. Das Modell mit der kompletten Rekonstruktion der gesamten Anlage lässt aber erahnen, was für ein beeindruckender Baus das Ganze war. Auch aus anderen Provinzen kamen die Besucher damals nach Britannia um die Bäder im heutigen Bath zu besuchen.




Direkt angrenzend an die Roman Baths ist der Pumproom. Ein edles Restaurant mit beeindruckendem Ambiente.


Und um die Ecke ist auch Sally Lunn’s. Ein Cafe im ältesten erhaltenen Gebäude von Bath, das berühmt ist für seine Sally Lunn’s Buns. Ich kaufe mir so ein Ding und muss sagen, nix besonderes, sorry. Groß halt.



Durch die Gaystreet geht es dann zum Circus, eine beeindruckende Wohnanlage, die von John Wood entworfen wurde, der zusammen mit seinem Sohn John Wood d. J. Einen nicht unerheblichen Teil zum Georgianisch geprägten Stadtbild beigetragen hat.



Vom Circus geht es durch die Brockstreet zum Royal Crescent, einer Wohnanlage die John Wood der Jüngere gebaut hat. Hier sind 30 Bürgerhäuser zu einer palastartigen, halbmondfömigen Fassade zusammengefasst. Wie gesagt sehr beeindruckend und ein Wahrzeichen von Bath. Die Idee wurde von anderen Architekten kopiert und so gibt es vor allem im Norden der Stadt weitere Crescents.


Eins der Häuser die den Royal Crescent bilden ist als Museum eingerichtet und zeigt Rekonstruktionen von Einrichtung und Räumen, wie sie im 18. Jh. in diesen Häusern vorkamen. Wirklich sehr interessant. Leider darf man nicht fotografieren.

Nachdem ich mir Stadt und Sehenswürdigkeiten ausgiebig angeschaut habe mache ich mich auf den Weg nach Bristol. Das liegt nicht weit weg und ist zu meiner großen Freude direkt mit einem Fahrradweg verbunden der auf einer alten Eisenbahnstrecke angelegt wurde. D.h. Steigungen und Gefälle nur bis 2 %.


Teilweise geht der Fahrradweg auch am Avon entlang, der hier oft ein bisschen aussieht wie die Lahn.


Es sind ungefähr 24 Km bis Bristol, aber so komfortabel bin ich hier in England noch nicht gefahren. Manchmal etwas Gegenwind aber sonst läuft es sehr gut. Parrallel läuft eine Schienenstrecke auf der ein alte Dampflok fährt.


Am Bahnhof für die Dampflok steht ein Mountainbiker und nimmt gerade Verpflegung auf. Er guckt als ich vorbeifahre, und ich weiß gleich wird er versuchen mich einzuholen. Es geht ganz leicht bergauf und es herrscht etwas Gegenwind. Als ich einen Fotostop mache um den vielleicht einzigen Tunnel zu fotografieren durch den ich fahren werde hat er mich eingeholt.


Bis Tunnelausgang bin ich allerdings wieder einigermaßen dran, und dann geht es plötzlich mit 2% bergab und es ist leichter Rückenwind. Das sind für mein Rad, dass eben nicht nur einen enorm hohen Luftwiderstand bei Gegenwind, sondern auch ordentlich Rückenfläche bei Rückenwind hat optimale Bedingungen. Wenn der 40 Kilo Tanker erst mal rollt, dann rollt er. Und so bleibe ich eine ganze Weile am Hinterrad und überhole ihn dann mit freundlichem Gruß. Er ist aber zäh und überholt mich wieder, aber die Beine sind gut und ich bleibe dran, auch wenn er offensichtlich ordentlich Gas gibt. Wir fahren so gut 30 km/h, und das ist natürlich eine gute Motivation, außerdem macht es Spaß, wenn einen jemand zieht und man am Hinterrad klebt.
Gerade als ich wieder überholen will gibt es einen kleinen Knall und ein lautes Zischen. Der Mountainbiker hat sich einen Platten in den Vorderreifen gefahren. Ich halte an und biete ihm mein Flickzeug an, aber er meint er wohnt eh gleich um die Ecke. Also fahre ich weiter. Schade, jetzt habe ich meinen Windschatten verloren.

Anyway, nach einer guten Stunde bin ich in Bristol, und bin so früh, dass ich mir noch alle Sehenswürdigkeiten anschauen kann. Als erstes St. Mary Redcliff eine besonders schöne Kirche, mit einer beeindruckenden Decke. Nachdem Elisabeth die I. diese Kirche als die schönste Pfarrkirche Englands bezeichnet hat, ist sie aus dem touristischen Pflichtenheft natürlich nicht mehr zu streichen.



Bristol ist eine recht große Stadt, mit allen Vor- und Nachteilen. Irgendwie will mir die Stadt nicht so recht sympathisch werden. Es gibt gerade im Zentrum einige sehr schöne Plätze, und viele Cafes usw. Und natürlich auch eine Kathedrale.



Die schaue ich mir als nächstes an. Auf dem Weg dorthin beachte ich eine der wichtigsten Secondhandcardealerregeln nicht und muss dafür mit einem ziemlich ekligen Erlebnis bezahlen. Anyway, große Stadt halt. Ich gondele etwas durch die Stadt, wo es wie gesagt wirklich einige interessante Stationen gibt.

Eine besondere sind die Floating Harbours, wo man jetzt viele Gallerien und Cafes findet.


Und außerdem interessiert mich natürlich die SS Great Britain. Das erste große Schiff komplett aus Eisen, konstruiert vom genialen Isambard Kingdom Brunel. Dazu gibt es ein kleines Museum, man kann sich das Trockendock in dem das Schiff gebaut wurde anschauen und man kann auch noch den Nachbau eines kleines Handessschiffes aus dem 15. Jh. dort bestaunen.



Auf meinem Weg in den Stadtteil Clifton komme ich an der Universtät vorbei, die den Erstsemester sicher sehr beeindrucken muss. Man fährt Steil eine Straße hinauf, auf einen riesigen Turm zu, der dort oben zu thronen scheint, und steht dann vor einem beeindruckenden, altehrwürdigen Gebäude. Das nenne ich mal eine Uni!


Ich habe mich aber hier zu den Clifton Downs hochgeschraubt, um ein weiteres eindrucksvolles Werk von Brunel zu sehen. Die Clifton Suspension Bridge. Ich fahre zweimal drüber und genieße die atemberaubende Höhe, in der die Brücke die tiefe Schlucht überspannt. Geil!!



Nachdem ich doch so viel von der Stadt gesehen habe, und vor allem alle Highlights, die ich gerne sehen wollte, beschließe ich heute nicht hier zu übernachten wie eigentlich geplant, sondern weiter zu fahren in Richtung Gloucester.

Aus der Stadt heraus, fahre ich die endlos langen Vorstadtstraßen entlang, die in englischen Großstädten oft eine so lebendige und sympathische Atmosphäre haben. Es ist als ob die Stadt langsam ausklingt.

Ich fahre am Rand der Cotswolds entlang in Richtung norden, hier nochmal durchzufahren wäre neben vielen Höhnemetern auch ein ziemlich Abstecher, so fahre ich straight in Richtung Gloucester. Auch diese Strecke, die A38, ist von den Steigungen her sehr moderat, und so läuft es eigentlich ganz gut, auch wenn der Verkehr teils heftig ist. Ein Gewitter zieht auf, so dass ich auf die Regenjacke wechsle, aber es bleibt dann zunächst doch trocken. Der Wind dreht offenbar minütlich, mal habe ich Gegenwind, mal Rückenwind.

Als ich irgendwo mittendrin an einer Trafostation halte um etwas zu trinken, hält noch ein weiterer Fahrradfahrer. Er sagt aber nichts, sondern zieht nur seine Regenjacke aus, da das Gewitter vorbeizuziehen scheint. Wir fahren praktisch gleichzeitig weiter und er strengt sich mächtig an davon zu ziehen. Anscheinend sind die anderen heute die Ehrgeizigen. Macht mir natürlich Spass, vor allem da ich ganz gut dranbleiben kann, und merke, dass er ziemlich alles gibt an den Steigungen um dann die Gefälle nur runterzurollen und sich zu erholen. Ich mache auch auf den Abfahrten richtig Druck, die Beine fühlen sich ganz gut an, und so kann ich locker dahinter bleiben und dann genüsslich überholen. Mehrere Kilometer schaue ich nicht ein einziges mal nach hinten, sondern versuche nur immer gut Druck zu machen, und als ich an einer Ampel halten muss ist er nicht mehr zu sehen.

Solche kleinen Spielchen machen enorm Spass, bringen eine schöne Abwechslung in die Kilometermonotonie und wenn man „gegeneinander“ fährt, vergeht die Zeit, bzw. die Distanz, viel schneller.

Als ich in Gloucester ankomme fängt gerade doch das Gewitter so richtig an und es fängt an zu schütten. Zwei Kilometer haben gefehlt um trocken in die Unterkunft zu kommen. Ich wäre gerne schon bei der Einfahrt in die Stadt irgendwo abgestiegen, aber leider scheint Gloucester eine Stadt ohne Hotels oder B&Bs zu sein. Überhaupt sieht alles etwas heruntergekommen aus, was ich aber natürlich auf den Regen und das düstere Wetter schiebe.



Es gibt zwei Hauptattraktionen in Gloucester, nämlich den historischen Hafen und die Kathedrale. Ich entscheide mich für die Richtung Kathedrale, aber keine Unterkunft. Das erste Hotel das ich sehe hat zu. Das zweite ist verfallen. Dann erst mal nichts. Mittlerweile schüttet es wie aus Eimern. Da sehe ich Nicki’s Hotel und Restaurant. Ja Zimmer haben sie auch noch eins. Aber freundlich gesagt ist es recht heruntergekommen, selbst für englische Verhältnisse. Ich entscheide mich aber doch zu bleiben, denn es regnet wie Sau und weit und breit war nichts anderes zu sehen. Das erste Zimmer, erzählt der, wahrscheinlich griechische, Besitzer habe zwar eine Dusche aber es würde etwas dauern bis das Wasser käme, weil es von weit oben kommt. Hm, Nachfrage funktioniert die Dusche, ich bin durchnässt und will auf jeden Fall duschen. „Oh yes, you want to use the shower, I show you another room, small but the shower works perfect“.
Das Zimmer ist wirklich klein, die Dusche funktioniert nach englischen Maßstäben, aber es ist schon ziemlich grenzwertig. Aber das Bett ist sehr sauber, der Rest ist vor dreißig Jahren schon unansehnlich gewesen. Eins der Handtücher kann man benutzen und die Milch für den Tee, die selbstverständlich auch hier auf dem Zimmer vorhandeni st, ist erst drei Monate abgelaufen.
Ich beschließe hier auf das Frühstück zu verzichten, was mir einen Rabatt von 5 GBP einbringt, so dass ich für 25 GBP direkt an der Kathedrale übernachten kann. Aber oft werde ich mir sowas nicht antun. Die Herren (der Bruder mischt auch noch mit) sind aber sehr nett und mein Fahrrad kommt im Flur unter.

Schnell duschen und nichts wie raus aus dem Zimmer. Ich versuche einen netten Pub oder ein Restaurant zu finden, aber der erste Eindruck hat mich wohl nicht getäuscht. Schon etwas heruntergekommen, und absolut nichts los. Schließlich lande ich im McDonalds! Aber ich komme kaum zum Schreiben, da es um neun Uhr schließt.

Dann finde ich doch noch einen Pub, nämlich das New Inn, die dritte Sehenswürdigkeit von Gloucester. Hier gibt es auch Zimmer, aber das ist jetzt zu spät. Um kurz nach zehn ist auch hier Schluss. Es gibt ein paar Pubs, aber da ist praktisch um neun schon keiner drin gewesen, geschweige denn, das es etwas zu essen gibt, und die haben jetzt alle zu. Komische Stadt, oder halt einfach das falsche Viertel. Schließlich lande ich im KFC, das hat auf bis ein Uhr nachts. Aber erst nach der Bestellung merke ich, nur für Takeaway.

Nach dem ich dem netten Pakistani hinter der Theke mein Problem erklärt habe, darf ich meine Bestellung im Restaurant essen und mein Buch schreiben, wenn ich ihn erwähne, was ich hiermit tue. Sein Name ist übrigens Angel. (blog und book hört sich halt sehr ähnlich an…)
Also esse ich noch ein paar fettige Pommes und morgen schaue ich mir die Kathedrale an und dann nichts wie weg aus diesem Kaff.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

1 Kommentar

  1. Peter 18. April 2009

    Lieber Guido,

    welche wichtigste secondhandcardealerregel hast Du nicht beachtet? Etwa: Fick nie Ficker? Wo war das eklig? Bitte kurze Erläuterung. Peter

Antworten

© 2024 steilberghoch

Thema von Anders Norén