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Ultracycling und Alpenpaesse

Tag 60 Crail – Linlithgow

Samstag 30.05.2009

Wetter: sonnig vormittag 14 bis 15°, nachmittags um 19°
Tageskilometer: 126
Gesamt zurückgelegte Kilometer: 5396
Tages-Fahrzeit :5:55 h
Gesamte Fahrzeit: 276:53 h
Durchschnittsgeschwindigkeit: 21,3 km/h
Tageshöhenmeter: 1038
Gesamt Höhenmeter: 58677
Maximale Steigung 12%
Maximalpuls: 145
Durschnittliche Pulsfrequenz: 113

Da es mir gestern, auch bis nachts um drei, nicht gelungen ist in Edinburgh ein vernünftiges Zimmer zum angemessenen Preis für drei Nächte zu finden, verschiebe ich Edinburgh um einen Tag und fahre eine Schleife um den Firth of forth. Denn eine Sehenswürdigkeit technischer Natur gibt es in Falkirk zu besichtigen.

Ich hatte extra das Frühstück auf 7:30 Uhr bestellt, und konnte das natürlich im B&B nachts um drei nicht mehr ändern, so starte ich mit ca. 4 Stunden Schlaf. Vor der Abfahrt gibt es noch ein paar Fotos und ich tausche mit Finlay, meinem Gastgeber vom ‚Caiplie House‘ Webadressen aus, er fand das mit der Tour ganz interessant und wird’s in das Blog seiner Website schreiben (und ein „schönes“ Bild von mir hat er auch noch reingestellt…), und ich hatte ein schönes Zimmer und schreibe es auch gerade in mein Blog…

Ich merke schnell beim Fahren, dass mir so die letzte Motivation fehlt. Ich war mental schon auf Edinburgh eingestellt, und obwohl ich das Falkirk Wheel eigentlich auf jeden Fall sehen wollte, fehlt mir einfache etwas der Biss. Außerdem ist es hügelig, ohne das die Landschaft Anstiege mit schönen Ausblicken belohnen würde.


Trotzdem vergehen die Kilometer eigentlich recht schnell, und irgendwann ist die Hauptrichtung Westen, also Rückenwind, wenn auch nicht sehr stark. Am Ende der langen Uferpromenade von Kirkcaldy gibt’s erst mal zwei Cheeseburger an einem kleinen Kiosk. Dabei sitze ich auf der Bank umringt von Möwen, Krähen, und so kleinen grünlich schimmernden Vögeln, die alle gierig auf mein Essen starren.

Ich überlege ob ich wirklich „hintenrum“ fahren soll, oder vielleicht an der Brücke eine Unterkunft nehme, und dann morgen früh nur noch zehn, zwanzig Kilometer bis Edinburgh habe. Es ist Samstag und die Leute sind Unterwegs Richtung Strand, denn ich fahre hier am Ufer des Firth of forth entlang, und nachdem zunächst kleine romantische (Ex-)Fischerdörfchen das Bild prägen, sind es dann die Andeutungen von Seebädern.



Plötzlich taucht ungefähr an der Stelle, wo sich der Sund stark verengt, das Bayview Hotel auf. Rechts der ganze Berg ist voll mit grünen Mobilhomes, die Terassenförmig gestaffelt dort stehen, davor das moderne Gebäude des offenbar recht neuen Hotels mit fantastischem Ausblick über den Sund, der Unterhalb der Straße einen riesigen Sandstrand als Ufer hat. Der Himmel ist strahlend blau, es ist recht warm, und ich überlege ob ich einfach hier ein Zimmer nehmen soll mit Blick auf’s Meer, ausspannen, nix besichtigen, einfach dasitzen und auf diese herrliche, friedliche Szenerie schauen.

Ich fahre erst vorbei, drehe aber nach hundert Metern um und fahre den Berg hoch zur Rezeption. Es sind noch zwei Zimmer frei, beides Familyrooms. Das nach hinten raus macht keinen Sinn, mit Meerblick kostet’s 130 Pfund, statt 160. Eigentlich nicht mal unfair, wenn man die Buchungssituation für heute hier betrachtet. Ich überlege fünf Minuten, ob ich mir das Zimmer anschauen soll. Als aber das Internet pro Stunde extra 4 Pfund kosten soll bin ich beleidigt und verzichte darauf. Trotzdem ringe ich etwas mit mir, denn die Szenerie gerade ist sensationell und ich habe nicht so recht Lust zum Fahren.

So fahre ich weiter und bereue es so zwei Kilometer lang, dann mache ich eine Pause und setze mich vorm Spar in die Sonne. Aus versehen trinke ich beide Halbliterflaschen O-Saft und esse ein paar Schokokekse. Ich versuche ein Stück „genießerisch“ zu fahren, und fahre dazu auf dem Radweg, was mir aber sofort auf den Schokokeks geht, da der Weg schlecht ist, und immer wieder sinnlos von der Straße weg und wieder drauf führt. Wer soll den so Fahrradfahren, da kann man besser drauf wandern.

Irgendwann lande ich so an einem kleinen Aussichtspunkt auf die berühmte Eisenbahnbrücke rüber nach Edinburgh und treffe dort Daniel, der von dort losgefahren ist, wo ich die Burger gegessen hatte.


Er meint er hätte mich gesehen, und wollte zu mir aufschließen um ein Stück gemeinsam zu fahren, aber ich wäre so schnell gewesen, dass er mich nicht erreicht hat. Anyway, wir quatschen ein bisschen und essen zusammen Lunch, irgendwie sind wir beide unentschlossen wo wir eigentlich genau lang und vor allem hinfahren wollen.
Da er ,obwohl deutlich jünger, doch deutlich langsamer unterwegs ist, was wir beim Weg zum Essen feststellen, beschließe ich doch nach Falkirk zu fahren, und ihn Richtung Edinburgh ziehen zu lassen. Wir machen noch jeder ein Foto, und dann fahre ich weiter.


Durch die extrem lange Mittagspause fühlt es sich an als ob ich neu starten würde, und meine Motivation ist wieder besser. Ich beschließe die Fahrradwege wieder zu meiden und kann so meinen Rhythmus wieder finden. Vor Falkirk überholt mich eine Rennradfahrerin, ich hole sie wieder ein und wir reden ein bisschen, und ich erfahre, dass der Radsport „the fastest growing sport in the UK“ ist. Sie hat ziemlich gutes Material, und fährt wohl eine ganze Menge Kilometer. Ihr Garmin 205 zeigt für heute schon 80 Meilen, mein Garmin 705 zeigt 80 Kilometer. Ich erfahre auch, dass sie jetzt die Tage nach Irland fährt, weil Lance Armstrong dort die kleine Rundfahrt bestreitet. Wahrscheinlich ein spezielles Regentraining…

Nachdem sie mir noch den Weg zum Falkirk Wheel gezeigt hat verabschieden wir uns, und ich komme zur einzigen Besichtigung des heutigen Tages. In der Theorie und an kleinen Modellen ist das Falkirk Wheel sicher keine Sensation, aber in der Umsetzung im großen, doch sehr beeindruckend.



Um viele Schleußen zu sparen werden Boote von einem Kanal auf den anderen, 35 Meter tiefer liegenden, über dieses Schiffshebewerk umgesetzt. Muss man gesehen haben.


Nachdem ich mir das in Ruhe bei Tee und Muffins angeschaut habe fahre ich den (höheren) Union Kanal entlang Richtung Edinburgh. Das schöne Wetter und die Fahrt am Kanal entlang sind natürlich Inkredienzen für das perfekte Idyll. Es gibt auch zwei interessante Tunnel und eine recht hohe Brücke auf der Strecke.





Der dritte Versuch vom Weg am Kanal runterzukommen gelingt und so finde ich Unterkunft in Linlithgow. Auf die Frage nach Unterkunft im ersten kleinen Hotel, bekomme ich die Antwort, only one room and it’s a singleroom. Na passt doch perfekt, ich bin only one und Single bin ich auch…

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