steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Trainingslager Fuerteventura 2016 Tag 4

Da heute keine besonderen Anforderungen im Trainingsplan stehen außer „Höhenmeter sammeln“ und „ordentlich Umfang machen“, wähle ich keine Strecke vorher aus, sondern fahre einfach drauflos und will nur nachher die Anstiege im Westen abfahren. Im Plan stand was von 300 Minuten, aber irgendwie habe ich sechs Stunden im Kopf.

Ich fahre zwar zunächst nördlich, aber biege dann ab in Richtung Juan Gopar. Die Strecke ist sehr verkehrsarm, der Belag ist gut, ich bin etwas besser drauf als gestern. Aber in den ersten anderthalb Stunden, wenn die KH-Speicher noch voll sind, fühlt es sich meist gut an…

Irgendwann biege ich ab in Richtung Teserejaguje, ich dachte die Straße führt weiter nach Norden, aber sie macht einen Bogen und führt mich zurück in Richtung Süden. Macht aber nix, denn über die FV-2 fahre ich weiter in Richtung Morro Jable, bis kurz vor die Costa Calma, und biege dort auf die schon bekannte FV-605, die mich über Pared nach Pajara führen soll, ab.

Das Wetter ist sehr schön, d.h. die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Die Temperatur ist noch angenehm. Der Wind ist noch immer erstaunlich moderat und weht nach wie vor aus der „falschen“ Richtung. Ich frage mich was mit dem Nordostpassat los ist?

Wenn man keine Vorgaben für irgendwelche Leistungsbereiche hat, muss man sich nicht so konzentrieren, und da ich wieder auf die Kamera zugunsten der zusätzlichen Getränkeflasche verzichtet habe, kann ich einfach fahren.

Ab La Pared geht es jetzt wieder nach Norden bwz. Nordosten. Seltsamerweise habe ich hier jetzt Gegenwind. Ich glaube das hängt aber auch mit dem Gelände zusammen. Da ich mein Tempo frei wähle fühlt es sich im Prinzip gut an. Andererseits klappt es mit dem Luftholen nicht so perfekt. Bis jetzt hatte ich nur im Training Probleme, wenn ich sehr intensive Einheiten gefahren bin (lange EB-Intervalle oder IEs), Aber jetzt schon im niedrigen G2? Ich hoffe das ist nur temporär. Diese Asthmascheiße ist kein gutes Thema….

Aber je länger der Anstieg dauert, desto weniger denke ich darüber nach und desto besser läuft‘s. Der Anstieg wäre übrigens besser gewesen für den CP-Test gestern, als der nach Betoncuria. Aber egal, ich genieße die Strecke und nehme sie heute ganz anders wahr als vorgestern. Da war ich wohl mit den Intervallen beschäftigt.

Bis Pajara ist es doch ein ganzes Stück, aber dann erreiche ich den Ort und biege wieder ab in Richtung Betancuria, schließlich will ich ja Höhenmeter sammeln. Der Anstieg lässt sich ja recht gut dosieren, diesmal kann ich allerdings die Abfahrt hinunter nach Vega de Rio Palmas richtig genießen, da ich nicht gegen die Bremse krampfhaft 350 Watt treten muss.

Auch den Anstieg aus Betancuria hinaus kann ich gut dosieren, bis auf den Anfang und ein kleines Stück ziemlich oben, ist auch der moderat. Die folgende Abfahrt kann ich sogar meist im Auflieger fahren, weil ich die drei, vier Kurven wo man wirklich etwas bremsen muss mittlerweile gut kenne.

Dann muss ich entscheiden ob ich noch etwas nach Norden fahre oder in Richtung Antigua. Da ich aber erst dreieinhalb Stunden unterwegs bin fahre ich weiter in Richtung La Oliva. Nachdem ich schon eine ganze Weile unterwegs bin dämmert mir langsam, dass ich eigentlich fünf Stunden fahren soll.

Jetzt bin ich aber schon zu weit, ich könnte höchstens umdrehen. Ich fahre aber lieber weiter nach Corralejo und über die FV-1 wieder zuück. Allerdings wird es dann selbst mit sechs Stunden nicht hinhauen, zumal ja der Wind eher aus Süden kommt, so dass ich gegen den Wind zurückfahren muss. Mist, wie konnte ich mich nur so verschätzen? Na egal, erst mal schauen, ob die Baustelle nach drei Jahren weg ist und vor allem diese brutale Rüttelpiste.

Die Baustelle ist noch da, allerdings hat sich doch was getan und der Belag ist ok. So ziehe ich durch bis Corralejo und überlege dort was zu essen, aber die fünf Stunden sind noch nicht voll, so fahre ich erst mal weiter, Getränke habe ich auch noch genug.

Hier oben ist die Küste wirklich schön, Dünen und Sandstrand, das Meer funkelt blau und grün, nicht schlecht. Der Wind bläst mir zwar entgegen, aber zum Glück ist er nicht so unbarmherzig wie ich es eigentlich von der Insel erwartete hatte. Ich nehme an, wenn der Nordostpassat zurückkommt wird das anders. Jetzt aber komme ich ganz gut voran, wenn auch eben mit normalem Gegenwindtempo.

Trotzdem zieht sich die Strecke bis Puerto del Rosario ganz schön. Hier entscheide ich mich weiter an der Küste entlang zu fahren, nicht ins Inselinnere über Antigua. Kurz hinter Puerto del Rosario sind dann die sechs Stunden voll. Die Getränke sind auch zu Ende. Da jetzt noch gut 40 Kilometer gegen den Wind zu fahren sind, werden es wohl eher acht Stunden als die geplanten fünf. Mist, Regel Nummer eins im Trainingslager: In der ersten Woche nicht überziehen.

Ich überlege, ob ich mir ein Cafe am Strand aussuche und ein Taxi rufe, allerdings kann ich auf dieser Strecke ja gut dosieren und fühle mich jetzt eher besser als erschöpft. Trotzdem nutze ich eine Tankstelle und halte an. Damit ist das Training mit sechs Stunden beendet, die Heimfahrt ist einfach Zugabe. Ich fülle die Flaschen mit Wasser auf und trinke einen kleinen Fruchtsaft. Leider gibt‘s außer bunt verpacktem Industriemüll nichts zu essen. Das kleinste Übel scheint mir eine abgepackt Zimtschnecke zu sein. Die geht einigermaßen, wenigstens nicht so megasüß.

IMG_5267_klein

Mit vollen Wasserflaschen mache ich mich dann auf den letzten Abschnitt für heute. Seltsamerweise musste ich mir die Zimtschnecke verstandesmäßig reinzwingen, Hunger hatte ich gar keinen, selbst das Notfallgel habe ich nicht angerührt. Halten musste ich auch eigentlich nur wegen dem Wasser.

Anyway, die Kilometer zählen jetzt eigentlich ganz gut hoch. So habe ich schnell 13 Kilometer auf der Uhr, und damit schon ein Viertel. Auch die zwanzig kommt recht flott, jetzt sind es nur noch 10 Kilometer bis dreißig, naja und plötzlich sind es nur noch zehn.

Zwischendurch habe ich sogar mal etwas Glück mit der Windrichtung, so dass ich nach siebeneinhalb Stunden das Hotel erreiche. Ist eine schöne Runde geworden mit 209 Kilometern und knapp 2500 Höhenmetern.

Gut, dass ich das Taxi nicht gerufen habe. Morgen ist ja eh Ruhetag, da kann ich mich etwas erholen. Für‘s Fitnessstudio ist es jetzt leider etwas spät, denn ich muss erst mal etwas durchschnaufen und das macht leider schon um acht Uhr zu. Na egal, mache ich morgen früh, anschließend werde ich mal die Massagen hier antesten. Der linke Oberschenkel heischt doch immer noch nach etwas Aufmerksamkeit, die soll er kriegen.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

© 2024 steilberghoch

Thema von Anders Norén