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Ultracycling und Alpenpaesse

Trainingslager Fuerteventura Tag 14

Letzter Trainingstag. Nur G1, aber nach den Tagen zuvor hoffe ich, dass die Beine nicht schlapp machen. Der Plan ist eine ähnliche Runde zu fahren wie gestern, nur dass ich jede Form von Steigung so gut als möglich vermeiden will. Ganz wird das nicht hinhauen, das gibt die Topographie nicht her.

Anyway, bei wieder „normalem“ Wind mache ich mich auf in Richtung Norden. Wie immer kreuze ich die FV-2 am Kreisel in Richtung Tuineje, dann geht es weiter über Tiscamanita und Agua Bueyes bis nach Antigua.

Da der Himmel nochmal schön blau ist mache ich von manchen Stellen mindestens das zehnte Foto. Der Regen von gestern hat die Farben aber schon etwas verändert.

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Von Antigua fahre ich über La Ampuyenta auf die FV-20, biege dann aber, wie immer , bald ab, auf die FV-30 und kurz darauf auf die FV-207. Der Wind bläst schon ganz ordentlich entgegen, dabei kommt er wie gestern aus leicht westlicher Richtung.

Im G1 Bereich muss man sich wenig Gedanken machen, man kann einfach fahren. Ich muss nicht auf irgendwelche Intervalle achten, und den Leistungsbereich G1 haben die Beine immer gut im Griff, nur manchmal ein Kontrollblick auf die Wattanzeige, damit ich nicht mit zu niedriger Intensität fahre.

Auf dem Weg nach Tefia beschließe ich nochmal einen unbekannten Streckenabschnitt zu erforschen, nämlich die Stichstraße nach Los Molinos. Das war eine wirklich gute Idee. Die Strecke gleicht erst mal ein bisschen dem Weg nach El Cotillo. Allerdings klarer definierte Steinwüste. Dann dreht die Straße und ich habe etwas Rückenwind, eine schöne Abwechslung.

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Schließlich durchfährt man eine kleine Schlucht, tatsächlich gibt es eine Serpentine und man gelangt zu einer schönen, etwas wilden Bucht. Dort gibt es zwar ein kleines Cafe, aber ich drehe gleich wieder um und fahre die Straße wieder nach oben. Bin ja nicht zum Cafe trinken hier. Aber auf jeden Fall ein Tipp, wenn man mal nur in Ruhe dasitzen will und das brandende Meer genießen möchte. Ich hatte hier einen kleinen Ort vermutet wie in El Cotillo, aber es gibt nur die Bucht und das Cafe, sehr schön.

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Bis ich wieder zurück auf der FV-207 nach Norden bin vergehen insgesamt ca. vierzig Minuten, damit habe ich auf jeden Fall genügend Polster um mit der geplanten Strecke zeitlich hinzukommen. D.h. jetzt brauche ich überhaupt nicht mehr denken, sondern kann einfach fahren.

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Über Tefia geht es zur FV-10. Eine etwas unangenehme Stelle, denn hier ist es kurzzeitig recht steil, so dass ich deutlich über 300 Watt treten muss um da hochzukommen. Das ist natürlich mitnichten G1, jedenfalls bei mir…

Ab dieser Stelle ist es aber wieder sehr schön zu fahren, vorbei an Tindaya, durch La Oliva und Villaverde, bis der Baustellenabschnitt mit dem schlechten Belag kommt. Am Horizont kann man auf Lanzarote schauen und auch die Isla de Lobos kann man sehen. Das Meer leuchtet blau, alles super, da beschließt mein linker Oberschenkel, dass es jetzt genug wäre. Genug Training, Radfahren, bewegen was auch immer. Nach kurzer interner Diskussion kann ich ihn zur weiteren Zusammenarbeit bewegen. Stärkstes Argument war die Tatsache dass wir uns gerade am weitesten vom Hotel entfernten Punkt befinden.

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Nachdem Corralejo passiert ist, ist es vorbei mit Gegenwind. Nicht nur für gerade, und nicht nur für den Tag, sondern für das ganze Trainingslager. Höchstens nochmal ein bisschen wenn ich nachher wieder westwärts fahre, aber der richtig heftige Headwind, mit dem man auf dem Weg nach Norden hier praktisch immer kämpfen muss, den bin ich jetzt los.

Der Abschnitt durch die Dünen macht mir sowieso immer Spaß. Auch wenn heute erstaunlich viel Verkehr ist. Gestern haben wohl einige Strandpause gemacht bei dem schlechten Wetter, so dass heute nun wirklich alle zum Wasser unterwegs sind. Vielleicht sind auch einfach nur mehr Leute nach Weihnachten angereist.

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Anyway, der Wind weht eine Spur zu weit aus Nordwest um easy 50 km/h zu fahren, aber mitte vierzig wird es auch so. Ich fahre in Richtung Puerto del Rosario, dann die Umfahrung, bis ich zur FV-20 abbiegen kann.

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Hier ist nochmal etwas Gegenwind, aber nicht heftig, und so ist Casillas del Angel bald erreicht. Es geht nochmal etwas berghoch, aber mit Rückenwind, so dass ich einigermaßen im G1 Bereich bleiben kann.

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Jetzt kommt der Enspurt über La Ampuyenta bis Antigua, Tuineje usw. Die Strecke kann ich mittlerweile mit geschlossenen Augen fahren. Der Wind steht jetzt optimal, ich kann es fliegen lassen. Auch wenn mein Körper eher will, dass es endlich vorbei ist.

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Kurz hinter Antigua sehe ich einen Radfahrer noch recht weit vor mir. Mein Jagdinstinkt ist geweckt. Alle Diskussionen mit den Beinen sind vergessen, ich fahre im oberen G1 Bereich und komme langsam näher.

Dann der letzte Anstieg, kurz vorher hole ich ihn ein. Um diese Zeit hat er bestimmt auch schon den ein oder anderen Kilometer in den Knochen, aber an der Steigung nehme ich mich ja zurück soweit es geht, da wird er wieder vorbeifahren.

Das will ich aber nicht. No way, ich will nicht, dass der hier wieder an mir vorbeigurkt. Für diesen letzten nennenswerten Anstieg lass ich G1 mal G1 sein, hätte eh nicht gereicht, hier geht’s bis knapp 10%, und ich fahre einfach mit möglichst rundem Tritt und gutem Rhythmus hoch, egal was der Wattmeter anzeigt.

Knie und Beine funktionieren gut, ich schaue mich nicht um, aber von hinten kommt auch nichts. Jetzt fahre ich einfach zu. Der Rückenwind macht es einfach rund und schnell zu treten, das Fahren wird zum Zustand. Mit windunterstützten 50+ km/h ist das wie Motortraining, geil, das macht Spaß, auch wenn die Beine irgendwie ans Unterbewusstsein funken, dass bald die Grenze erreicht ist. Gutes Training ist, wenn die Grenze erreicht wird, schlechtes, wenn sie (orthopädisch) überschritten wird. Ich hoffe das wird gutes Training.

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Noch 12 Km bis Gran Tarajal, noch 6 Km, noch 4, und dann der Abzweig nach Las Playitas. Ein letztes mal wechsle ich auf den ungeliebten Fahrradweg, nochmal etwas Gegenwind und zwei Steigungen, dann geht es nur noch 500m bergab zurück ins Hotel.

Ausrollen auf den letzten paar Metern, und dann ist Björns 14 Tages Programm absolviert. Gerne würde ich micht jetzt wie Bernard Hinault die Treppe hochtragen lassen, aber das sähe bei den ganzen durchtrainierten Triathleten die hier rumlungern eher peinlich aus.

Noch geht es ja, erst nachher, wenn ich zum Essen die Treppen wieder runter muss, dann wird es spannend, aber bis dahin ist es eh dunkel…

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1 Kommentar

  1. Lehnhäuser 30. Dezember 2013

    Hey Guido,
    damit hast Du nun eine weitere Station hinter Dich gebracht.
    Wir hoffen, du hattest Spaß und kommst gesund wieder nach Haus.
    Zunächst schon mal ein alles Liebe und Gute fürs neue Jahr.
    Beste Grüße
    Andrea & Jörg

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