steilberghoch

Ultracycling und Alpenpaesse

Trainingslager Lanzarote Tag 13

Der letzte richtige Trainingstag steht an, morgen gibt es nur noch ein dreistündiges Ausfahren. Für heute heißt es allerdings nochmal Höhenmeter sammeln im G2 Bereich. Das Wetter ist noch besser als gestern, sogar der Wind ist noch einen Hauch schwächer.

Da sicher über 4000 kJ zusammenkommen werden und die Temperaturen möglicherweise zwei, drei Grad höher liegen werden, packe ich mir ordentlich Wasser ins Trikot, will heißen eine dritte 1L Flasche und noch eine 0,5er Plastikflasche. Sieht nicht elegant aus, ist mir aber egal.

Die zwei Squeezy Gels habe ich mit dem Seitenschneider präpariert und hoffe so einer Sauerei wie gestern zu entgehen.

Zunächst geht es über die LZ-1 nach Norden und dann auf die LZ-201 hinauf zum Mirdor del Rio. Auch wenn ich sie nun einige Male gefahren bin immer noch eine schöne Strecke, und der Anstieg ist nicht zu kurz. Gedanken zur Radreise 2007 nach Skandinavien kreisen in meinem Kopf. Immer wieder tauchen schöne Bilder auf, aber auch Gedanken logistischer Natur, wo bucht man nochmal die Hurtigruten Passagen? Ach die hatte ich gar nicht gebucht, sondern bin einfach zum Schiff gegangen. Die Felszeichnungen von Alta kommen auch als vages Bild.

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So vergeht der Anstieg in Gedanken verloren, die Anstrengung bleibt unbemerkt und in oben in Ye angekommen biege ich ab in Richtung Mirador del Rio. Die letzten Meter hoch bis zum Parkplatz merke ich dann aber doch, die sind nämlich nochmal etwas steiler. Auf dem Parkplatz drehe ich eine Schleife und fahre dann die kleine LZ-202 auf dem Kamm entlang.

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Hier bieten sich heute natürlich fantastische Ausblicke, die Sonne scheint der Himmel ist blau, die Sicht ist gut, und vor allem bläst der Wind so moderat, dass ich problemlos ein paar Fotos schießen kann ohne Gefahr von der Straße getrieben zu werden.

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Wirklich schön zu fahren heute. Das Stück Abfahrt bis die Straße wieder auf die LZ-201 trifft nutze ich zur Erholung um dann den nächsten kleinen Anstieg in Richtung Haria anzugehen und folgend in der Abfahrt bis Maguez richtig Gas zu geben, sofern die Übersetzung es zuläßt.

In Maguez gebe ich mir das kleine Steilstück mit 17+ Prozent und fülle am Ortseingang von Haria beim Durchschnaufen dann die Halbliterflasche in die schon ziemlich leer getrunkene erste Flasche um. Die Temperaturen sind noch moderat, deutlich unter zwanzig Grad.

In Haria biege ich dann ab, wieder in Richtung Ostküste. Die Abfahrt über die LZ-10 hinunter nach Arrieta ist angenehm zu fahren, die fehlende Intensität im Nordostpassat macht auch die schnelleren Passagen unproblematisch. Außerdem gibt es schöne Ausblicke auf Küste und Meer.

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Da ich zusehen muss ein paar Höhenmeter zusammenzubekommen geht es von Arrieta natürlich gleich wieder berghoch, über die LZ-207 und Tabayesco. Eine schöne Auffahrt wie gehabt, diesmal allerdings auch recht warm. Die Temperaturanzeige überschreitet erstmals 22° C für heute.

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Auch in dieser Auffahrt verlieren sich die Gedanken irgendwie bei Radreisen und RAAM. Dabei kann ich schön gleichmäßig im mittleren bis hohen G2-Bereich treten. In meinem Gedankenkreisel komme ich zu dem Schluss, dass die Großbritannien und Irland Tour 2009 wohl das körperlich anstrengendste war was ich je in meinem Leben gemacht habe, vielleicht auch machen werde.

Wie auch immer, nach einiger Zeit komme ich an die T-Kreuzung zur LZ-10 und fahre, nun Haria im Rücken, weiter bergauf.

Zunächst ist diese Strecke etwas sanfter in der Steigung als der Anstieg von Tabayesco, aber die Steigung zieht dann etwas an. Man fährt in das schöne Tal hinein, bis fast zum Ende, dann windet sich die Straße in Serpentinen am Hang entlang und man hat eine herrliche Aussicht auf Haria, Maguez bis zum Monte Corona.

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So winde ich mich mit der Straße nach oben. Die Beine funktionieren gut, auch wenn ich die kumulierte Ermüdung über die ganzen Trainingstage doch schon etwas merke.

Wieder fahre ich am Aussichtspunkt kurz vor der „Passhöhe“ vorbei, dort sitzen und Cafe trinken wäre irgendwie auch nicht schlecht, vielleicht nach dem Training…

Ich fahre weiter vorbei an der Radarstation, hinab in Richtung Windpark, die Abfahrt wird nun deutlich schneller bevor mich die zwei Serpentinen bei Los Valles wieder einbremsen. Irgendwie passt es mit dem Wind ganz gut und er arbeitet etwas gegen mich, so dass ich trotz leichtem Gefälle gut im G1-Bereich fahren kann.

Über die Hochebene fahre ich weiter auf der LZ-10 in Richtung Teguise. Das Castillo ist heute auf jeden Fall fällig. Auch ohne starke Windunterstützung. Es dauert noch etwas bis ich Teguise erreicht habe, die leere Flasche vom Rad wird getauscht mit der im Trikot und so habe ich für die zweite Hälfte noch zwei volle Flaschen, sehr gut.

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In Teguise ist heute die Hölle los, es ist Markt und die ganze Insel scheint sich dort zu versammeln. Aber ich biege ja kurz nach dem Ortseingang erst mal ab, hinauf zum Castillo Santa Barbara. Es ist steil, viel um 13%, aber geht ganz gut. Auch wenn der Wind mich nur mit 15 bis 20 km/h unterstützt, so hilft das doch sehr. Kommt mir jedenfalls so vor.

Ich ackere mich auch das letzte Steilstück nach oben und genieße auf den letzten flachen Metern vor dem Wendekreisel die herrliche Aussicht, die heute besonders zur Geltung kommt.

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Nach der kurzen und schnellen Abfahrt geht es rein nach Teguise. Meine Strecke ist gesperrt, aber ich fahre trotzdem durch und muss mich dann etwas durch die Menschenmassen wühlen, aber alles kein Problem, sind nur hundert Meter.

Vom Ortsende an fahre ich etwas gegen die Bremse, das ist auch der einzige Abschnitt wo Windrichtung, Gefälle und gerade gewünschter Trainingsbereich nicht zusammen passen. Dann geht es nach rechts auf die LZ-402 schön gegen den erfrischenden Wind in Richtung Caleta de Famara.

Wieder eine schöne Stelle zum Denken. Mir kommt das Buchprojekt zum RAAM in den Sinn. Das es schade ist, dass ich nicht während des Rennens täglich bloggen konnte, das würde mir echt helfen. Aber alles Fehlende kann ich hoffentlich im nächsten Jahr dann aufzeichnen.

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An der Küste angekommen werfe ich nur einen kurzen Blick auf‘s Meer um dann in den moderaten, rückenwindunterstützten Anstieg nach Soo hineinzufahren. Die Leistung lässt sich noch immer gut dosieren, die Beine funktionieren, es wird aber etwas wärmer.

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In Soo angekommen beschließe ich die „La Santa Runde“ zu fahren, also weiter bis La Costa, am Club vorbei und dann über La Santa, Tinajo und Mancha Blanca auf die LZ-56. Die Strecke ist mir ja mittlerweile mehr als gut bekannt. Ich versuche alle Steigungen solide im G2-Bereich zu fahren, auch die Stellen an denen es nur wenige Prozentpunkte ansteigt. Die Temperaturanzeige hat die 25°C überschritten und es ist schon recht warm. Ich freue mich aber über meine immer noch üppigen Wasservorräte und genieße jeden Schluck. Das Wasser bleibt erfreulicherweise immer recht kühl in den Flaschen.

Ich gönne mir das zweite Gel. Das Präparieren mit dem Seitenschneider hat den gewünschten Erfolg gebracht, die Gels lassen sich einfach aufreißen und der Inhalt ist leicht zugänglich. Weshalb die Squeezy Crew das nicht ab Werk schafft ist mir ein Rätsel.

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Anyway, so absolviere ich auch den vorletzten längeren Anstieg für heute ganz gut und kann mich auf der LZ-30 etwas vom Gegenwind abkühlen lassen. Das funktioniert sogar. Mit dem moderaten Gegenwind macht die Strecke bis zum Bauerndenkmal sogar richtig Spaß. Auch wenn ich langsam etwas müde werde.

Über Mozaga, Tao und Tiahua geht es wieder in Richtung Küste. Auch die LZ-20 ist mir in diesem Abschnitt sehr vertraut, genauso wie die LZ-401 bis Soo, von wo ich dann die Abfahrt zurück nach Caleta de Famara genießen kann, die ist nämlich ziemlich glatt asphaltiert und der moderate Gegenwind kühlt etwas.

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Dann geht es in den letzten Anstieg des Tages. Ich merke, dass es langsam reicht, auch wenn die Beine noch gut funktionieren. Aber ich habe auch nicht die geringste Lust noch über San Bartolome zurückzufahren und die heutige Einheit weit über die geplanten sechs Stunden hinaus zu verlängern, D.h. aber ich muss entweder über Teguise durch das Gewühl fahren oder über die widerlich ruppige LZ-408 direkt nach Nazaret. Aber die Entscheidung hat ja noch einen Moment Zeit.

Mittlerweile ist es wieder sehr warm, erstmals läuft mir der Schweiß von der Stirn in Richtung Augen. Dabei nimmt er die Sonnencreme mit und die Augen fangen an zu beißen. Habe ich immer mal bei Ausfahrten in der Hitze, aber diesmal trifft es beide Augen gleichzeitig. Es beißt und ich kann die unwillkürliche Reaktion nämlich das Zusammenkneifen der Augen nicht verhindern. Blöd nur, dass es schlimmer wird und ich mit geschlossenen Augen fahren muss. Verdammt! Ich nehme die Brille ab und versuche mit den Handschuhen irgendwas zur retten.

Erstaunlicher Weise klappt das sogar etwas. So muss ich wenigstens nicht anhalten und kann wild blinzelnd weiterfahren, immer mindestens ein Auge bekommt für eine halbe Sekunde mit wo die Straße ist…

Auch das geht vorbei, und als ich wieder richtig sehen kann bin auch schon fast oben. Ich entscheide mich für die ruppige Variante und fahre am Kreisel südlich um dann nach links auf die gehasste LZ-408 einzubiegen.

Ich halte es mit der Paris – Roubaix Kopfsteinpflaster Taktik und versuche möglichst schnell über den Ruppelbelag zu fahren. Am Anfang klappt das auch ganz gut, nicht komfortabel, aber erträglich, aber nach der Hälfte der Strecke zeigt der Belag seine fieseste Seite und meine Taktik bringt nur noch wenig.

Es dauert scheinbar ewig bis ich endlich die LZ-10 in Nazaret erreiche und hinunter nach Tahiche richtig Gas geben kann. Dann noch der Schlussanstieg und die Abfahrt am Golfplatz vorbei und die letzten Kilometer für heute sind absolviert.

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Mit der Zeit und dem Energieumsatz, genauso wie mit den Höhenmetern bin ich gut hingekommen. Ein letztlich anstrengender, aber guter Trainingstag.

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1 Kommentar

  1. Gundi 14. März 2016

    Freue mich schon auf RAAM 2017. Hoffentlich kannst Du die Vorbereitung dafür plus-minus reibungslos absolvieren und bleibst von Verletzungen und Krankheit verschont…

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