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Ultracycling und Alpenpaesse

Trainingslager Teneriffa 2017 – Tag 11

Nach einem Ruhetag kurbeln die Beine manchmal zunächst etwas zäh. Da ich gestern definitiv auch keine Cappuccinorunde drehen wollte (mal abgesehen davon, dass das hier nicht so einfach wäre), bin ich gespannt wie die ersten Kilometer heute verlaufen.

Der Beginn ist dann auch tatsächlich etwas zäh. Ich fahre zunächst auf überfüllter Straße in Richtung Los Christianos. Auch wenn heute nur so ca. viereinhalb Stunden geplant sind, mit nicht zu vielen Höhenmetern, so werde ich doch auf den Teide fahren. Flache Strecken gibt es nicht, und über die TF-51 und TF-21 kann ich wenigstens an den meisten Stellen einigermaßen dosieren.

Der Radcomputer (Garmin Edge 1000) berechnet nach ca. 10 Minuten mit irgendeinem Algorhythmus, wahrscheinlich aus der Herzfrequenzvariabiltät, den Regenerationszustand. Das Ding zeigt dann auch gerne mal im zweiten Teil einer Königsetappe „very good“ an. Heute morgen zeigt er nur „good“. Da bin ich aber enttäuscht.

Der erste Hügel geht zwar einigermaßen, aber es ist jetzt schon sehr warm, ich fürchte das wird ein heißer Tag. Niedriger zwanziger Bereich – ich hatte letzte Woche 13° C um die Zeit. Ich habe wieder vier Flaschen dabei, für viereinhalb Stunden wird das wohl reichen. Ein Notfallgel habe ich auch noch.

Auch im nun folgenden Anstieg nach La Camella über die TF-28 merke ich, dass ich nicht einfach so G2 treten kann. Die Leistung liegt immer etwas darunter, ich muss mich zusammenreißen. Will allerdings auch nicht zwangsläufig gegen die etwas müden Beine kämpfen, denn die Einheit soll ja keine Klettertour werden.

Nachdem ich auf den frischen Asphalt der TF-51 abgebogen bin, macht sich die Hitze erstmals richtig bemerkbar. Die Temperatur liegt nur noch knapp unter 30° C, und nachdem ich die Wanderbaustelle passiert habe sogar bei 31°.

Bis Arona ist es ja durchaus steil, auch danach dauert es einen Moment bis die Steigung nachlässt. Hier habe ich die Tage immer im Auflieger etwas Druck gemacht, geht heute erstmal nicht. Allerdings nähere ich mich einem anderen Rennradler. Doch bevor ich ihn eingeholt habe fährt ein weiterer an mir vorbei.

Mist, ich kann nicht dranbleiben. Er zieht recht flott davon. Es tauchen ein paar weitere Rennradfahrer auf, er überholt, und ist immer schon eine Kurve weiter, wenn ich ebenfalls überhole. Ich fürchte der ist für mich heute nicht zu machen.

Da überholt mich noch ein zweiter. Der fährt aber nicht so schnell weg, bzw. lässt nach dem Überholvorgang etwas schleifen. Ich bleibe so ca. 50 bis 100 Meter hinter ihm, je nach Abschnitt. Wir überholen beide mehrere weitere Fahrer bevor er in einem Serpentinenabschnitt vor La Escalona verschwindet.

Allerdings sehe ich ihn dann zu meiner Überraschung im Ort am Begleitfahrzeug stehen. Hm, wohl nochmal etwas Gewicht gespart bei den Flaschen. Bei mir gehen die Getränke erstaunlich schnell zur Neige. Ich habe schon nur noch eine dreiviertel Flasche Wasser und eine kleine Flasche KH-Getränk.

Ich nähere mich einem Fahrer im weißen Trikot, der nur wenig langsamer ist als ich. Es dauert fast zwei Kilometer bis ich ihn einhole, als er hinter einer weiteren Gruppe Rennradlern (heute ist die Hölle los hier am Berg) etwas die Beine hängen lässt.

Ich ziehe vorbei und nutze die jetzt abflachende Strecke um im Auflieger etwas Gas zu geben. Er scheint sich auch nicht dranzuhängen. So kurbele ich eine ganze Weile, bis ich hinter mir ein Schaltgeräusch höre. Hm, hängt er doch hinten dran.

Das ist übrigens die einzige Stelle wo das wirklich was bringt. Warum fahre ich eigentlich vorne? Aber egal, ist ja kein Wettkampf, aber eine schöne Ablenkung, denn Vilaflor ist nicht mehr so weit weg.

Noch vor dem Ort kommt aber das Überholmanöver von hinten. Zu meiner Überraschung ist es gar nicht das weiße Trikot, sondern das rote vom Materialwagenfahrer. Ich kontere nicht, sondern fahre mein Ding weiter, bin ja im Training und will mich hier nicht in Scharmützeln platt machen.

In Vilaflor setzt er sich recht flott ab. Ich versuche dann aber doch die Motivation zu nutzen um wenigstens solides G2 zu treten. Allerdings macht mir die Hitze etwas zu schaffen, auch hier oben sind noch 25° C. Meine Getränke werde ich sicher bis zur Seilbahnstation aufbrauchen, wenn sie überhaupt bis dorthin reichen.

Nach einer Weile geht es etwas besser. Das rote Trikot ist auf den langen Geraden noch in Sichtweite, ich komme sogar mal etwas näher. Aber im Serpentinenabschnitt verliere ich ihn dann. Noch sind es vier Kilometer bis zur ersten Zwischenabfahrt. Ich bin schon etwas langsamer als die Tage, ich werde wohl 3:20 oder mehr bis oben hin brauchen, allerdings inklusive der halben Stunde Anfahrt nach Los Christianos.

Langsam nur zählen die Kilometer herunter, ich überlege vielleicht gar nicht bis zur Station zu fahren, aber als ich bei Kilometer 57 der TF-21 angekommen bin und die Abfahrt beginnt ist der Gedanke auch schnell wieder verworfen.

Ich reagiere etwas sensibel auf die Querfugen im Asphalt, die Sitzfläche hat sich noch nicht perfekt erholt. Das Geprügel von der TF-38 vorgestern steckt mir noch in den Knochen.

So freue ich mich als der frisch geteerte Abschnitt beginnt, auch wenn der Steinschlag schon wieder erste Kerben in den Asphalt geschlagen hat. Die Steigung geht brauchbar, auch die lange Gerade läuft einigermaßen und die Station ist immer wieder ein motivierendes Ziel. So freue ich mich, als ich abbiegen kann und die letzten Höhenmeter hinter mich bringen kann.

Ich drehe gleich ohne anzuhalten. Die Flaschen sind aber alle leer und es ist selbst hier oben einfach sauwarm. In der Abfahrt überlege ich beim Parador einzukehren. An der Seilbahn war mir zu voll, aber auch am Parador ist ganz schön was los. Trotzdem biege ich dort ab und unterbreche das Training nach 3:40 h. Ist etwas unschön, aber richtig. Jetzt geht es eh meist bergab und in der knalligen Sonne bei großer Hitze ohne Getränke rumgurken wäre eher kontraproduktiv.

Ich nutze die Pause nicht nur zum Auffüllen von zwei Flaschen mit Wasser, sondern gönne mir auch noch einen Mangosaft und Cafe con Leche, und das Carboloading geschieht mit einem etwas teuren aber sehr leckeren Apfelkuchen.

Dann geht es wieder auf‘s Rad und durch die Hochebene bis zum Gegenanstieg. Die Unterbrechung was auf jeden Fall richtig, jetzt funktionieren die Beine wieder gut und die vier Kilometer berghoch vergehen eher unterbewusst und auch mit der Hitze komme ich gut klar.

Ich überlege ob ich in Vilaflor die TF-21 weiterfahre oder den direkten Weg nach San Miguel nehme. Doch nachdem ich den ersten schönen Teil der Abfahrt hinter mir habe, fahre ich spontan auf die TF-51 und nehme den ersten, eher ruppigen Abschnitt in Kauf. Ich bin neugierig auf den frischen Asphalt weiter unten und ich habe Lust auf dem Rückweg noch ein paar Höhenmeter mitzunehmen.

Auf dem Weg nach unten wird es jetzt richtig warm und die Temperatur steigt auf fast 35° C. Hm, tatsächlich noch etwas Hitzetraining für‘s RAAM. Ich genieße selbst den Anstieg von Los Christianos zur Costa del Silencio in der glühenden Hitze.

Einen Liter Wasser habe ich selbst in der langen Abfahrt noch getrunken und ohne nachladen wäre der Berg hier sicher sehr sehr zäh geworden…

So wird das Ganze aber doch noch ein gutes Training. Auf den letzten Kilometern fliegen die Beine richtig gut. Und insgesamt sind selbst in diesem sanften Einstieg in den Trainingsblock knapp 3000 Höhenmeter zusammengekommen.

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