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Ultracycling und Alpenpaesse

Der Nebel lichtet sich – 1. Update nach dem Rennen

Nun hat Saron also den Staffelstab wieder an mich abgegeben. Und ich habe ihn prompt fallengelassen…

Das liegt zum einen an den doch etwas lädierten Händen, zum anderen am Jetlag und der allgemeinen Erschöpfung. Der Nebel in meinem Kopf lichtet sich nun aber mehr und mehr.

So möchte ich mich zuallererst nochmal herzlich bedanken für all die Unterstützung die ich vor und während des Rennens erfahren habe! Das war wirklich fantastisch!

Was ihr während des Rennens an Kommentaren, Audionachrichten und Videos gepostet oder gesendet habt war der Wahnsinn, und vor allem hat es mir geholfen die Motivation zu halten und das Rennen so zu beenden, dass alle Beteiligten wirklich stolz sein können.

Da steht der Tobi tatsächlich in Oceanside am Start, Deirdre herzt mich nochmal als ich die finalen Unterlagen abgebe, die Crew bringt alles sauber durch die Inspektion und steht fröhlich und hochmotiviert am Start, und schon bevor die ersten Kilometer gefahren sind erhalte ich lange und sehr persönliche Zuschriften von Freunden, Bekannten und Menschen die ich nur über Facebook und durch das Blog kenne.

Bei soviel Zuspruch war ich ganz schön in der Pflicht auch was zu liefern. Dabei hätte es ziemlich schnell vorbei sein können, schon im ersten richtigen Anstieg, noch lange bevor es in die Wüste geht, leide ich ungewohnt unter der Hitze, fahre 170 Watt bei Maximalpuls.

Da ist mir schon klar, dass dieses RAAM ein wirklich hartes wird. Viel härter als 2014. Aber ich erhole mich wieder und finde ins Rennen. Die Berichterstattung von Saron trägt dazu bei, dass alle die das Rennen über die verschiedenen Kanäle verfolgen recht nah am Renngeschehen teilhaben können und entsprechend bekommen wir viele Reaktionen und Anfeuerung.

Am liebsten würde ich jeden Kommentar einzeln beantworten, aber auf dem Rad ist das natürlich nicht möglich. Ich fange gerade an alles nochmal durchzulesen, abzuhören, anzuschauen. Eine aufwühlende Tätigkeit. Dabei bin ich noch dabei das Rennen emotional zu verarbeiten. Ich habe Momente erlebt die so schön waren, dass es mich fast zerrissen hat und Momente die so hart waren, dass ich am liebsten vor Wut und Verzweiflung das Rad weggeworfen hätte. Momente in denen ich die Einsamkeit und Weite glücklich in mir aufsaugen konnte und Momente in denen ich ohne die Unterstützung des Teams keinen Meter hätte weiter fahren können.

Diesmal habe ich mich mental an die Grenze gebracht, die ich unbedingt kennenlernen wollte, als ich da war, war es nicht unbedingt schön. Trotzdem war es wichtig dorthin zu gehen.

Ich weiß, dass einige sehr stark mit mir mitgelitten haben und emotional sehr stark involviert waren und ich möchte euch dafür danken, dass ihr das mit mir durchgestanden habt.

Auch möchte ich betonen, dass das Team von 2014 mit einen Anteil an dem tollen Ergebnis trägt, das wir dieses Jahr erreicht haben. Ich habe erst 2017 verstanden wie hart das RAAM wirklich ist, und erst jetzt ist der Kreis geschlossen und ich kann meinen Frieden mit dem Rennen machen. Dazu musste ich es eben zweimal fahren, aber das ist ok.

Ich freue mich, dass ich mit dem Team zusammen alle gesteckten Ziele erreichen konnte. Da wäre zuallererst das Finishen des schwersten Radrennens der Welt. (Und zwar auch nach der alten Regel, nach der man maximal 48 St. hinter dem Sieger ankommen darf, was der Christoph ja nicht so einfach macht.) Dann wollte ich im bestbesetzten 50+ Feld seit langer Zeit um den Sieg kämpfen und um das Gesamtpodium ebenso.
So vermessen die Ziele nach meiner erzielten Zeit 2014 klangen, ich war überzeugt, dass sie realistisch sind und dass ich prinzipiell ein „unter 10 Tage Fahrer“ bin, unabhängig vom Alter. Dafür die Bestätigung bei diesem schweren Rennen erhalten zu haben erfüllt mich mit großer Zufriedenheit. Und mit Dankbarkeit gegenüber dem Team das mich bis an die Grenze gepusht hat.

In den nächsten Tagen und Wochen werde ich das Rennen für mich aufarbeiten und euch daran teilhaben lassen. Außerdem wird mit den vielen fantastischen Fotos noch was passieren, wir halten euch da auf dem laufenden.

Und diesmal werde ich auch persönlich in Vorträgen über das Rennen berichten, so dass es vielleicht die Gelegenheit gibt sich kennenzulernen 🙂

Als Beitragsbild für diesen Post habe ich das Foto mit Marko Baloh, Mark Pattinson und Brian Toone gewählt, fantastische Mitstreiter gegen die Strecke und harte Gegner um die Platzierungen.

Mein Respekt gilt aber allen Fahrern die dieses harte Rennen gefinished haben und auch denen die es versucht haben aber gescheitert sind.

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3 Kommentare

  1. Michel 30. Juni 2017

    Hallo Guido,

    RESPEKT, vor dieser grandiosen Leistung!!!
    Ich bekomme Gänsehaut wenn ich das lese und drücke die Daumen, dass Du mit all den Emotionen und Erlebnissen umgewandelt in positive Energie den normalen Weg in den Alltag findest. Ist bestimmt gar nicht so einfach denke ich mir.
    Alles GUTE!!!

  2. Robby Wilke 30. Juni 2017

    Hallo Guido,
    Danke für deinen ersten Bericht nach dem so erfolgreichen RAAM. Deine Erfahrungen inspirieren mich! Du bist mir und ich hoffe, für Andere auch, ein Vorbild! Gespannt warte ich auf weitere Geschichten und Berichte. Aber jetzt wünsche ich Dir allerbeste Erholung und Regeneration. Vielleicht lernen wir uns ja persönlich einmal kennen, bei einem deiner Vorträge. Beste Grüße, Robby.

  3. Steffi und Tobi 2. Juli 2017

    Hallo Guido,

    Tobi fand es total klasse, dass er dich beim Start in Oceanside anfeuern konnte! Ich wäre auch sooo… gerne dabei gewesen! Aber Tobi hat fast minütlich Bilder oder Videos vom Pier geschickt, so dass ich quasi alles hautnah miterleben konnte. Und dann hat ja Saron perfekt übernommen…

    Das Gefühl, als du in Annapolis in´s Ziel gefahren bist, war bestimmt unbeschreiblich. Wir hoffen, dass dich die positiven Eindrücke dieses Rennens noch ganz lange begleiten werden und dir Kraft geben!

    Wir sind schon ganz gespannt auf deine weiteren Berichte…

    Erhol dich gut!

    Liebe Grüße, Steffi & Tobi

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